Wege weg, jetzt auch digital

Blick vom Großen Teichstein
Der Sächsischen Schweiz gehen die Wege aus. Sie verschwinden nicht nur in der Natur, sie sind plötzlich auch auf den digitalen Open Street Map Karten nicht mehr zu sehen. Je nach Version der eigenen GPS-App findet man sie in manchen Gebieten bei „Komoot“ noch eingetragen oder eben nicht. Diese Erfahrungen sammelten wir in den letzten Wochen mehrfach.

Aber der Reihe nach:
Drei heiße und trockene Jahre und ein kleiner Käfer, der allgemein als Borkenkäfer bekannt wurde, haben den von Menschen angepflanzten Fichtenwäldern so stark zugesetzt, das ganze Waldflächen mittlerweile abgestorben sind. Selbst bei Windstelle brechen tote Fichten in Sekunden zusammen, wie wir es selbst erleben mussten. Zum Glück passierte das etwa einhundert Meter von unserem Standort entfernt.

In der Hinteren Sächsischen Schweiz – speziell im Bereich zwischen dem Kleinen Zschand und Hinterhermsdorf – wurden in den letzten Monaten immer mehr Wanderwege unpassierbar. Mächtige Fichtenstämme legten sich quer über die Wege. Wir nennen das „Fichtenmikado“. Ein Foto aus dem Großen Zschand zeigt, weshalb diese Bezeichnung ihre Berechtigung hat.

Fichtenmikado

Fichtenmikado im Großen Zschand

Malerweg unterhalb des Großen PohlshornsViele Berichte unserer Wanderfreunde hatten uns schon auf die Situation aufmerksam gemacht. Wir wollten uns selbst einen Eindruck von der Situation verschaffen. Auf drei Wanderungen im Gebiet zwischen den Pohlshörnern und dem Kleinen Zschand sammelten wir Eindrücke, die unsere Vorahnungen noch weit übertrafen.

Ich werde an dieser Stelle die Wanderungen nicht beschreiben, denn zur Nachahmung empfehlen können wir sie nicht. Vielmehr möchte ich mit einer ganzen Reihe von Fotos den Zustand der Wege im März und April des Jahres 2021 dokumentieren, immer unter Beachtung der Tatsache, dass es sich hier nur um Momentaufnahmen handelt. Einerseits ist der Sachsenforst mit der Beräumung und dem Freischneiden der (Haupt-)Wanderwegen beschäftigt, andererseits verschlechtert sich der Zustand des Wegenetzes durch den Zusammenbruch vieler weiterer abgestorbener Bäume fast täglich.

In diesem Zusammenhang empfehle ich zur Information das Wegeforum der Stiegen- und Wanderfreunde mit den aktuellen Kurzberichten zu aufgesuchten Wegen. Persönlich habe ich zu diesen Informationen mehr Vertrauen als zu den offiziellen Meldungen auf der Website der Nationalparkverwaltung.

Schwarze Schlüchte

Schwarze Schlüchte

Beginnen wir mit Eindrücken und Fotos unserer ersten Wanderung Ende März. Die Tour führte uns vom Parkplatz Sturmbauers Eck im Kirnitzschtal über beide Pohlshörner und den Dreisteigensteig auf Gipfel des Großen Teichsteins und dann weiter über den Flügel E zurück ins Kirnitzschtal.

Über die Schwarzen Schlüchte, einem unmarkierten Weg steigen wir zum mit grünem Strich markierten Pohlshornweg auf. Dieser ist hier ein Teil des Malerwegs. Die Schwarzen Schlüchte und der Aufstieg zum Kleinen Pohlshorn sind noch ganz gut passierbar, auch der Aufstieg zum Großen Pohlshorn ist aus dieser Richtung noch möglich. Unterwegs blickt man immer wieder in abgestorbene Flächen mit Fichtenwald, der teilweise kurz vor dem Zusammenbrechen zu stehen scheint.

Blick vom Kleinen Pohlshorn Kleines Pohlshorn Blick vom Großen Pohlshorn Blick vom Großen Pohlshorn

Der Abstieg vom Großen Pohlshorn zum Dreisteigensteig wird zum Hindernislauf. Auf dem Hirschewaldweg treffen wir schließlich auf einen Abschnitt des Malerwegs, der zu diesem Zeitpunkt unpassierbar ist. Im steilen Hang ist eine Pfadspur zur Umgehung getreten, was den Statuten des Nationalparks widerspricht. Der Abstieg zur Kirnitzsch wird immer wieder von quer liegenden Bäumen erschwert.

auf dem Malerweg am Großen Pohlshorn auf dem Malerweg am Großen Pohlshorn auf dem Malerweg am Großen Pohlshorn auf dem Malerweg am Großen Pohlshorn

Nach der Brücke über die Kirnitzsch bessert sich der Zustand des Weges etwas, der Aufstieg zum Großen Teichstein ist frei von Totholz.

Aufstieg zum Teichstein Blick vom Teichstein Blick vom Teichstein Blick vom Teichstein

Nach dem Abstieg laufen wir ein Stück durch den Großen Zschand bis zum Sperrschild an der Zschandstraße. Diese ist „bis auf weiteres“ gesperrt. Sie ist es auch heute noch. Ein Termin für die Öffnung scheint nicht in Sicht zu sein. Der Flügel E ist weitgehend beräumt, die meisten toten Fichten in der Nähe des breiten Forstweges wurden bereits beseitigt.

Die nächste Wanderung führte uns Anfang April von der Neumannmühle über den Flügel E in den Großen Zschand und weiter an der Richterschlüchte und der Weberschlüchte vorbei zum Sommersloch. Über den Kletterzugang zu Sommerwand ging es dann weiter – an den Seehörnern vorbei – zum Kampfturm und von diesem wieder hinab in den Großen Zschand und zurück zum Parkplatz Neumannmühle (wegen der Sperrung der Zschandstraße wieder über den Flügel E).

Hier einige Fotos mit kurzen Bemerkungen.
Die Zschandstraße ist hier erst ab Abzweig Spitzsteinschlüchte gesperrt, derzeit schon direkt ab Parkplatz Neumannmühle (siehe süpäter). Der Flügel E wurde freigeschnitten und beräumt.

Zschandstraße gesperrt Zschandstraße gesperrt Flügel E Flügel E

Schwere Technik am Eingang der Pechschlüchte. Der Zugang zur Richterschlüchte ist ebenso abgesperrt wie der Zugang zur Weberschlüchte. Nach aktuellen Informationen wurde die Weberschlüchte zwischenzeitlich teilweise beräumt.

Pechschlüchte Richterschlüchte Weberschlüchte Weberschlüchte

Der Zugang zur Sommerwand ist nur unter großen Mühen möglich, der Weg zwischen Sommerwand und Kampfturm wird an zwei Stellen durch quer liegende Bäume erschwert, der Abstieg vom Kampfturm in den Großen Zschand ist definitiv nicht zu empfehlen.

Sommersloch Kletterzugang Seehörner Abstieg vom Kampfturm Kletterzugang zum Kampfturm

Unsere dritte Wanderung führte uns schließlich Ende April von der Neumannmühle aus über den Flößersteig in den Kleinen Zschand. Weiter ging es durch die Hinteren Nasschlüchte zum Aufstieg Winterstein und schließlich über den Bärenfangwändesteig auf die genannten Wände. Der Gehackte Weg führte uns zum Roßsteig und dieser wieder zum Zeughaus und damit in den Großen Zschand. Zurück mussten wir erneut den Flügel E nutzen, was wir dieses Mal mit einem Abstecher zum Störznerfels verbanden.

Auch hier wieder einige Fotos und kurze Bemerkungen.

Der Zugang in den Großen Zschand ist jetzt bereits ab Parkplatz Neumannmühle gesperrt. Foto 2 zeigt den unpassierbaren Zugang in den Knorrsteinweg, nach nächste Foto die Hinteren Nasssteinschlüchte und das vierte Foto den Beginn des Bärenfangwändesteigs.

Zschandstraße gesperrt Knorrsteinweg Hintere Nassschlüchte Bärenfangwändesteig 

Im unteren Teil ist der Bärenfangwändesteig teilweise fast unpassierbar, die Stiege im Steilstück dagegen sehr gut zu begehen. Der Gehackte Weg auf den Bärengfangwände (Bergpfad) wird an einigen Stellen von umgebrochenen Bäumen versperrt, zur Aussicht (Foto vier) gelangt man noch recht gut.

Bärenfangwändesteig Bärenfangwändesteig Gehackter Weg Aussicht Gehackter Weg

Am Ausgang des Gehackten Weges zum Roßsteig steht ein Schild, welches auf die Unpassierbarkeit des Weges hinweist. Der Kletterzugang zum Störznerfels ist vom Flügel E aus schwer zu erkennen, im weiteren Verlauf aber recht gut zu gehen.

Zugang Gehackter Weg Kletterzugang Störznerfels Kletterzugang Störznerfels Störznerfels

Fazit:
Dieser Beitrag soll nur die derzeitige Situation darstellen. Eine Bewertung würde die Länge eines Blogbeitrages sprengen. Deshalb verweise ich auf mehrere Artikel anderer Websites, die sich mit der Thematik auseinandersetzen und teilweise zahlreich kommentiert sind.

Sandsteinwandern.de:
Forderung der IG – Einberufung der AG Wege
Tagung AG Wege am 15. April

Sächsischer Bergsteigerbund:
Wegesperrungen im Nationalpark
Stufenplan des SBB zur Wiederherstellung der unpassierbaren Wege

Boehmwanderkarten.de
Großer Zschand 2021

OpenStreetMap Forum
Kennzeichnung temporär unpassierbarer Wege im NP Sächsische Schweiz

Outdooractive
Kletterzugänge für Wanderer gesperrt

Sandsteinwandern.de
Wegesperrungen im NP und Zensur im Internet

 

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