Quackensturm am Döhlener Berg

Döhlener SteinUm zu Ostern dem Touristenansturm auf die Sächsische Schweiz zu entgehen, wählten wir für unsere Wanderung ein Gebiet in der Oberlausitz, welches ich in diesem Blog überhaupt noch nicht beschrieben habe. Unser Ziel sollte der Czorneboh südlich der Kreisstadt Bautzen sein. Das eigentliche Ziel meiner Wünsche lag dabei etwas westlich, der reichlich 500 Meter hohe Döhlener Berg mit seinen Gipfelklippen aus Granit, die auch in mir vorliegenden älteren Ausgaben der „Kletterführer Zittauer Gebirge und Oberlausitz“ erwähnt werden. Allerdings werden die kleinen Felsen hier wirklich nur erwähnt. Bei meinen Recherchen im Internet fand ich kaum Informationen. Nur auf einer ganz versteckten Unterseite einer privaten Website gab es eine Übersichtsskizze. Leider fehlten hier jegliche Angaben zur Himmelsrichtung, was mir die Verortung der Gipfel erheblich erschwerte. Aber dazu später. Immerhin gibt es auf dieser Website eine Übersicht der Kletterwege und eine kurze Beschreibung in der von den Kletterführern der Sächsischen Schweiz gewohnten knappen Form.

Die Anfahrt zum Ausgangpunkt der Wanderung gestaltet sich für uns unproblematisch, der Weg ist sogar etwas kürzer als in die Sächsische Schweiz.

Anfahrt - OpenStreet Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

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Es geht zunächst auf der Autobahn A4 bis nach Bautzen. Über die ausgeschilderte Umfahrung der Altstadt gelangen wir schnell auf die B96 Richtung Oppach. In Ebendörfel biegen wir links ab und erreichen kurz hinter dem Örtchen Mehltheuer die Verbindungsstraße nach Cunewalde und auf dieser einen Parkplatz unterhalb des Döhlener Berges.

Wanderung - OpenStreet Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

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Wir müssen zunächst etwa 200 Meter entlang der Straße bergan laufen, um zum Abzweig des markierten Wanderweges zu gelangen, der über den Kamm des Döhlener Berges zum Czorneboh führt. Die erste Ernüchterung folgt sofort. Wir sind jetzt auf dem mit blauem Punkt markierten „Wanderweg der deutschen Einheit“ , der von Görlitz nach Aachen führt. Nur ist dieser hier unpassierbar. Mit schwerer Forsttechnik wird Holz geerntet. Tiefe Schlammspuren der Fahrzeuge verhindern ein Fortkommen zu Fuß. Wir lassen uns jedoch nicht entmutigen und gehen neben dem Wanderweg durch den Wald. Das ist hier natürlich erlaubt, nur eben etwas beschwerlicher. Einige hundert Meter weiter verlässt der Wanderweg zu unserem Glück die Fahrspur der Erntemaschinen.


   
Jetzt wird es endlich die von uns ersehnte gemütliche Wanderung. Es geht recht steil bergan. Wir sind am Karfreitag völlig allein unterwegs. Der Gipfel des Döhlener Berges kommt langsam in Sicht. Also zu sehen gibt es hier kaum etwas – außer Wald. Mir war schon bekannt, dass es vom Gipfel des Döhlener Berges keine Aussicht geben wird. Durch den dichten Bewuchs schimmer aber die Granitklippen hindurch. Gut für uns, dass die Laubbäume noch keine Blätter tragen.

Gipfelklippen auf dem Döhlener BergEtwas ratlos schaue ich auf meine ausgedruckte Skizze der Felsen und Vergleiche diese mit der Natur. Die Anzahl der Felsen auf der Übersicht passen „irgendwie“ nicht mit den Gegebenheiten vor meinen Augen zusammen. Vielleicht sind wir auch noch nicht an der richtigen Stelle? Wir laufen noch ein Stück weiter Richtung Czorneboh, also nach Westen. Nach etwa 50 Metern steht wieder ein recht hoher Felsen direkt am Wegesrand. Aber scheinbar nur dieser eine. Wir gehen noch ein Stück weiter und sehen nur noch niedrige Granitblöcke, die sich höchstens zum Bouldern eignen könnten. Also wieder zurück? Nein, wir gehen weiter zum Czorneboh und hoffen zunächst, dass wir die im Wander- & Naturführer Lausitzer Bergland (Berg- & Naturverlag Rölke) genannten beiden Sehenswürdigkeiten finden: Das Waschbecken des Teufels und das Teufelsfenster. Nach einer Mittagsrast auf dem Czorneboh – vielleicht bekommen wir hier ohne Vorbestellung zum Karfreitag einen Platz im Berggasthof – werden wir auf dem gleichen Weg zurückkehren und den Gipfel des Döhlener Berges nochmals untersuchen.

In der Einsattelung zwischen dem Döhlener Berg und dem Czorneboh sehen wir einen Wegweiser und wenige Meter neben dem Wanderweg auch das ‚Waschbecken des Teufels‘. Bei diesem Gebilde soll es sich um ein slawisches Opferbecken handeln, was bisher aber nicht sicher nachgewiesen werden konnte (weitere Informationen: http://www.sachsen-lausitz.de/bergland/czorneboh.html).

Es geht nun wieder bergan Richtung Czorneboh-Gipfel. Bald treffen wir auf einen relativ unscheinbaren hölzernen Wegweiser zum Teufelsfenster. Nur wo geht es entlang? Die Herbst- und Winterstürme des vergangenen Jahres hinterließen auch am Czorneboh ihre Spuren. Überall liegen umgefallene Bäume kreuz und quer auf dem kaum zu erkennenden Pfad. Wir gehen trotzdem in die angegebene Richtung und gelangen tatsächlich bald zur etwa 10 Meter hohen Wand mit dem „Fenster“ .

Teufelsfenster Teufelsfenster Teufelsfenster Teufelsfenster

Jetzt ist es nicht mehr weit bisBerggasthof Czorneboh zum Gipfel des höchsten Punktes der Ausläufer des Lausitzer Berglandes (http://de.wikipedia.org/wiki/Czorneboh ). Wir erreichen unser Ziel ‚High Noon‘. Zu unserer Überraschung sinAussichtsturm Czornebohd nur wenige Mittagsgäste im Berggasthof. Direkt daneben gibt es sogar einen Imbiss mit Selbstbedienung. Ganz entspannt genießen wir die Mittagspause mit Soljanka, Landskron und Kaffee. Danach besteigen wir den Aussichtsturm auf dem Czorneboh – gratis, um eine Spende wird höflich gebeten.

Das war bisher eine recht geruhsame Wanderung abseits der Touristenströme. Nur mit dem Döhlener Berg habe ich noch eine offene Rechnung. Also wieder zurück. Bei den Gipfelklippen angekommen, verstehe ich jetzt auch die Skizze. Der obere Rand der Abbildung zeigt nach Süden und die beiden Felsengruppen stehen etwa 50 Meter voneinander entfernt. Vom Czorneboh aus kommend, stehen wir also zunächst vor dem Hromadnik (AW II, den ich nur bis unter den Gipfelaufbau steige). Hinter dem Hromadnik liegt der Cunewalder Stein mit zwei Boulderwegen. Wir laufen weiter zum Döhlener Stein. Der Aufstieg auf den Pfeiler über die Ostkante I gelingt auch ohne Kletterequipment, ebenso wie der auf den Bewachsenen Stein (Aufstieg I). Den Gipfelzug auf den Zwerg (AW II) und den Gespaltenen Stein hebe ich mir für den nächsten Besuch auf. Denn es gibt keine Abseilösen, weshalb der Abstieg nicht ganz so trivial erscheint (gemessen an meinen doch recht limitierten Kletterfähigkeiten).

Hier eine kleine Bildergalerie vom Quackensturm auf dem Döhlener Berg:

Das nächste Mal komme ich also mit etwas Ausrüstung wieder, denn ein nächstes Mal wird es geben. Das steht fest. Es gibt da ja auch noch die Klippen auf dem nur etwa vier Kilometer von Czorneboh entfernten Hochstein )…

Die mir vorliegende Skizze der Felsen auf dem Döhlener Berg habe ich etwas verändert abgezeichnet und mit einigen Angaben zur besseren Orientierung versehen. Die Numerierung der Felsen entspricht den Einträgen in der Datenbank auf
db-sandsteinklettern.gipfelbuch.de

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