Winterberg im Frühjahr

00-titelbild-kuhstallDie Wanderung entstand aus der Neugier auf einige Dinge, die in der Sächsischen Schweiz in den letzten Monaten ‚neu entstanden‘ waren, wenn man das so bezeichnen darf. Anschauen wollten wir uns: den Drahtzaun an der Kuhstallstraße, den Aufstieg zum Kleinen Winterberg mit den in unmittelbarer Nähe liegenden alten Winterbergkehren, die im letzten Herbst zu großem medialen Interesse geführt hatten (Stichwort ‚Aktivist der Stiegenfreunde‘ mit der Kettensäge), die Markierung des neu eröffneten Oberen Fremdenweges und den Zustand des Königsweges nach den Waldumbaumaßnahmen des letzten Winters.

Zu Pfingsten sollte man zwar – ob der vielen zu erwartenden Touristen – nicht unbedingt in der Sächsischen Schweiz wandern gehen, wir wagten es trotzdem. Für den Sonnabend hatte der Wetterbericht zumindest keinen Regen prognostiziert. Es wurde sogar ein sehr schöner, teils sonniger Tag mit allerdings recht eingeschränkter Fernsicht.

Wir starten am Parkplatz Lichtenhainer Wasserfall kurz vor 9.00 Uhr. Zu unserem großen Erstaunen parken erst drei Autos hier. Dann wollen wir mal schnell zum Kuhstall laufen. Zunächst stoßen wir auf der Kuhstallstraße auf den eingangs avisierten Drahtzaun. Über Sinn und Bedeutung informierte die Sächsische Zeitung in einem langen Artikel:

http://www.sz-online.de/sachsen/neuer-zaun-schuetzt-vor-wanderern-3265267.html

Das möchte ich so unkommentiert stehen lassen. Wenige Minuten später erreichen wir den Kuhstall und stehen buchstäblich mit offenem Mund da. Wir sind die allerersten Besucher an diesem Tag. Ganz in Ruhe genießen wir die Aussicht. Auch in den folgenden zehn Minuten kommt kein Wanderer auf dem Neuen Wildenstein an. Wir steigen über die lange Stufenreihe zum Fremdenweg hinab und laufen weiter Richtung Kleiner Winterberg.

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Ungläubig schauen wir an der Kreuzung Zeughausstraße in alle Richtungen. Kein Mensch weit und breit zu sehen. Es ist auch keiner zu hören! Was ist denn heute los? Immerhin ist es schon fast 10.00 Uhr. Wir erreichen den Aufstieg zum Kleinen Winterberg und nutzen selbstverständlich die Stufenreihe mit dem massiven Holzgeländer und der Markierung roter Punkt zum Erklimmen der Höhe. Dabei werfen wir immer wieder einen Blick auf den ganz in der Nähe verlaufenden historischen Weg, der aus Naturschutzgründen gesperrt wurde. Die alten Winterbergkehren treffen an mehreren Stellen auf den heute markierten Weg, wie die Fotos zeigen. An dieser Stelle verweise ich noch einmal auf meine kleine Betrachtung zum eingangs erwähnten Thema mit dem ‚Säger‘ auf der Website der IG Stiegen- und Wanderfreunde.

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Nach einigen schweißtreiben Höhenmetern gelangen wir in die Gipfelnähe des Kleinen Winterbergs. Aber eben nur in die Nähe des Gipfels. Viele Jahre war der Obere Fremdenweg, der sich in der Kernzone des Nationalparks befindet, gesperrt. Jetzt ist er als Bergpfad markiert. Nur wie gelangt man dort hin? Nach dem Aufstieg vom Fremdenweg über die Markierung roter Punkt halten wir uns links und gehen einige Meter auf dem Unteren Fremdenweg. Durch das dichte Laub kaum zu erkennen, steht über uns der sogenannte Pavillon. Daneben befindet sich der Klettergipfel Winterbergscheibe. ‚Wo ein Klettergipfel, da auch ein Kletterzugang‘. Dieser führt uns direkt zum Pavillon auf dem Kleinen Winterberg. Ich hatte gehört und gelesen, der Kletterzugang wäre sehr steil und kaum zu empfehlen. Diese Meinung teile ich nicht. Der Aufstieg dauert kaum fünf Minuten und ist technisch nicht schwierig. Eine Aussicht vom Pavillon gibt es leider nicht.

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Jetzt stellt sich für uns die Frage: Wo befindet sich die Bergpfad-Markierung für den Oberen Fremdenweg? Bei unserer ersten Begehung am 7. Dezember 2015 hatten wir diese in der Nähe des Pavillons vergeblich gesucht. Hatten wir sie übersehen? Auf den folgenden Fotos erkennt man den Weg vom Gebäude aus, eine wohl ehemals vorhandene Markierung ‚Schwarzes Kreuz‘ (Verbot) und keinen grünen Pfeil. Es gibt aber eine deutlich sichtbare Weggabelung und viele Trittspuren nach links. Unkundige sind hier offensichtlich falsch abgebogen. Ich unterstelle also keine Absicht. Richtig ist es, an der nicht mehr vorhandenen Markierung geradeaus weiter bergan zu gehen. Tatsächlich findet man einige Meter später die Bergpfadmarkierung. Weshalb aber erst hier und nicht schon unten an der Weggabelung? Nun wird der Obere Fremdenweg breit und bequem für den Wanderer.  Etwa 600 Meter weiter endet der Bergpfad und trifft an einer Bergungsbox auf den Unteren Fremdenweg.

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Diesen gehen wir weiter Richtung Frienstein (später wird aus dem Unteren Fremdenweg die Obere Affensteinpromenade). Erst jetzt treffen wir auf die ersten Mitwanderer. Schnell werden diese zahlreich. Nach einem kleinen Abstecher zur Idagrotte steigen wir zum Königsweg ab und laufen zurück Richtung Fuß des Kleinen Winterbergs. Bald stoßen wir auf die Spuren der Holzfällerarbeiten. Der Waldumbau wird auf diversen Schildern der Nationalparkverwaltung und auf deren Homepage erklärt. Prinzipiell haben wir auch keine Einwände dagegen. Was wir allerdings kurz vor dem Erreichen des Winterbergaufstiegs sehen, verschlägt uns die Sprache. Ist der völlig aufgewühlte Waldboden auf dem Wanderweg zunächst noch mühsam zu bewältigen, ist etwa 100 Meter später Schluss. Der Wanderweg wird unpassierbar. Über eine Wiese und einen unmarkierten Forstweg gelangen wir auf die Zeughausstraße und schließlich über den Fremdenweg zum Kuhstall zurück.

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Hier drängen sich mittlerweile die Besucher inklusive langer Warteschlange am Selbstbedienungsstand/-ausschank. Am Lichtenhainer Wasserfall sind natürlich alle Parkplätze am frühen Nachmittag besetzt. Für einen Glücklichen – weil gerade Ankommenden – machen wir jetzt Platz…

Unsere Wanderung:
Lichtenhainer Wasserfall – Kuhstallstraße (Markierung roter Punkt) – Kuhstall (neuer Wildenstein) – Abstieg zum Fremdenweg (Markierung roter Punkt) – Fremdenweg bis zum Aufstieg Kleiner Winterberg – Aufstieg (Markierung roter Punkt) – Aufstieg Pavillon (Kletterzugang) – Oberer Fremdenweg Kleiner Winterberg (Bergpfad) bis zum Unteren Fremdenweg – Unterer Fremdenweg zurück bis unter Pavillonaufstieg – Obere Affensteinpromenade (Markierung grüner Strich) bis Frienstein – Abstecher Idagrotte – Abstieg Frienstein – Königsweg Richtung Kleiner Winterberg (Markierung roter Strich) bis Fremdenweg – zurück über Fremdenweg – Kuhstall – Lichtenhainer Wasserfall (wie Hinweg).

Länge: knapp 13 km, Gehzeit: 3,5 ( – 4 h gemütlich).
Zur Orientierung: aufgezeichneter GPS-Track auf einem Open Street Map Kartenausschnitt.

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Kartenausschnitt: Copyright Open Street Map Karte – Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

 

 

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Eine Antwort zu Winterberg im Frühjahr

  1. Karsten sagt:

    1.) Als Frühaufsteher ist man schon alleine – zu Tagesbeginn 🙂
    2.) Der Zustand des Königswegs spottet ja wohl jeder Beschreibung – früher waren die Holzfällarbeiten im zeitigen Frühjahr beendet, jetzt zieht man die schon bis in den Sommer. Ohne Rücksicht auf den Waldboden.

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