Nein, wir sind nicht im hohen Norden Europas unterwegs und der Grenzweg liegt auch nicht in der Kernzone. Unsere kleine Wanderung führt uns vielmehr von Steinigtwolmsdorf zum nördlichsten Punkt der Tschechischen Republik, der sich nicht etwa im Riesen- oder Erzgebirge sondern ganz in der Nähe der Sächsischen Schweiz befindet. Das tschechische ‚Nordkap‘ liegt im Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek), wo der Sandstein des Elbsandsteingebirges schon in die Granitgesteine der Oberlausitz übergegangen ist. Das ehemals überwiegend von Deutschböhmen besiedelte Gebiet konnte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ausreichend mit Tschechen neu besiedelt werden. Einige Ortschaften wurden daher aufgegeben (Quelle: Wikipedia).
Wir starten unsere Rundwanderung am Sonntag nach dem Mittag am Waldhaus (Gaststätte mit Pension) direkt an der Straße zwischen Neustadt (Sachsen) und Steinigtwolmsdorf. Dar Parkplatz an der Gaststätte ist laut Beschilderung nur für Gäste reserviert. Wir werden deshalb nach der Eroberung des Nordkaps noch einkehren und einen großen Eisbecher bestellen. Gleich neben dem Parkplatz weist uns das unübersehbare Schild den Weg zum Nordkap. Die Beschilderung und Markierung der Wege um Steinigtwolmsdorf ist sehr gut, was in Ermangelung einer brauchbaren Wanderkarte recht hilfreich ist. Es geht ohne größere Höhenunterschiede durch den Wald. Mehrmals weist uns ein Holzschild den Weg. Keine 15 Minuten später stehen wir am Norkap. Auf deutscher Seite – unmittelbar neben dem Grenzstein 2/40 – befindet sich ein überdachter Rastplatz mit Informationstafel, auf tschechischer Seite ein Stein mit Inschrift in Tschechisch und Deutsch (der jeweiligen Landesseite zugekehrt) – siehe Fotos. Der Stein wurde am 28.Oktober 2013 enthüllt. Leider nehmen wir uns nicht genügend Zeit, um das Nordkap zu erkunden. Sonst hätten wir bestimmt auch noch das Gästebuch des SBB gefunden und uns eingetragen.
Wir wollen unsere Wanderung auf dem Grenzweg fortsetzen. So wird der sehr naturbelassene Pfad entlang des kleinen Bächleins Zahlwasser (Severní potok) jedenfalls auf der Open Street Map Karte genannt (Markierung gelber Strich). Bei Recherchen im Internet stoße ich auf die Bezeichnung Naturlehrpfad „Rote Waldameise“. Ob nun dieser oder jener Name korrekt ist (oder beide), bleibt für uns von untergeordnetem Interesse, der Wegverlauf ist es nicht. Hier herrscht wirklich purer Naturgenuss. Immer wieder wechselt der Pfad die Bachseite, die vielen Tafeln, die uns die heimische Vogelwelt erklären wollen, empfinde ich als weniger passend an dieser Stelle.
Nach etwa 1,5 Kilometern erreichen wir den Abzweig nach Steinigtwolmsdorf. Da wir erst recht spät zu unserer kleinen Tour aufgebrochen sind, wählen wir den markierten breiten Weg in den Ort (Hilgersdorfer Straße, Markierung grüner Strich). Unterwegs stoßen wir auf einen Gedenkstein an die zu Tode gekommenen Vertriebenen aus dem Schluckenauer Zipfel, die das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte 1945 mit ihrem Leben bezahlen mussten.
In Steinigtwolmsdorf angekommen, biegen wir in nordwestliche Richtung ab und folgen der Markierung gelber Punkt zum Ausgangspunkt am Waldhaus zurück.
Fazit: Eine nette kleine Wanderung über knapp 6 Kilometer, die sich auch entlang der Grenze und/oder (später) noch bis zum Valtenberg erweitern lassen würde. Das werden wir uns für eine spätere Ganztagestour vormerken.