Natürlich verhauen

Fast hatte es den Anschein, als würde die Natur selbst dem Wanderer ein Stoppzeichen setzen wollen. Jedenfalls fiel es uns am ersten Weihnachtsfeiertag sehr schwer, unsere kleine Tour in der Vorderen Sächsischen Schweiz zu beenden. Nach Informationen eines Stiegenfreundes sollten die im steilen Felsabsatz der Speisekammer noch vor kurzem zu findenden „Steighilfen“, die zusätzlich zur dort angebrachten Kette von einem „privaten Erbauer“ gesetzt wurden, wieder verschwunden sein. Da es bisher keine aktuellen Fotos aus der Speisekammer gab und das Wetter an diesem Tag recht gut werden sollte, entschlossen wir uns ganz spontan zu einer Besichtigungsrunde.

Tiefer Grund Bach (Foto: Uwe)   Tiefer Grund Bach (Foto: Uwe)   Tiefer Grund Bach (Foto: Uwe) 

Vom Parkplatz an der Frinzthalmühle beginnen wir unsere Wanderung durch den Tiefen Grund Richtung Brandstufen. An diesem 25.12. sind wir am späten Vormittag einsam unterwegs. Der Tiefe Grund Bach führt sehr viel Wasser. Sonst ist er meist nur ein kleines Rinnsal. Heute jedoch schäumt er durch das Tal. Es liegt noch Schnee in den geschützten Mulden, in die die Sonne nicht hineinscheint. Auf mehreren kleinen Brücken, die an diesem Tag tückisch glatt sind, überqueren wir mehrfach den Bach und erreichen bald die Brandstufen. Jetzt geht es steil hinauf bis zum Abzweig des Kletterzugangs, der uns in die Speisekammer führen soll.

Zugang in die Speisekammer    Zugang in die Speisekammer   Zugang in die Speisekammer

Der Begangsteig, wie auch dieser Pfad genannt wird (es gibt deren mehrere in der Sächsischen Schweiz), führt uns hoch über dem Tiefen Grund unterhalb einiger markanter Kletterfelsen entlang (Viermännerturm, Brandkegel). Der schmale Weg ist an einigen Stellen leicht ausgesetzt, was uns nicht weiter stört. Allerdings behindern schon bald umgestürzte Bäume das Weiterkommen. Auffällig viele Birken liegen quer über dem Kletterzugang. Offensichtlich waren sie der Schneelast des Wintereinbruchs vom Monatsanfang nicht gewachsen. Aber auch andere Bäume wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Kiefern ohne Wipfel und entwurzelte Buchen säumen unseren Weg. Zwischen dem Briefträgersteig (Aufstieg an den Hafersäcken) und dem Zugang zur Speisekammer ging es dann fast überhaupt nicht mehr weiter. Es sah fast so aus, als wäre eine kleine Mure niedergegangen oder ein Felsrutsch. Riesige Äste und entwurzelte Bäume versperren uns den Weg. Auf dem schlüpfrigen Holz wird das Übersteigen zum gewagten Unternehmen.

Speisekammerstiege   Speisekammerstiege   Speisekammerstiege

In der Speisekammer liegt noch viel Schnee. Der Aufstieg zur Steilstufe mit der Kette als Steighilfe ist kaum zu finden. Eine heruntergebrochene Birke lässt den Zugang über die obere Terrasse nur mit großer Mühe zu. Über die Felskante strömt ein kleiner Wasserfall. Die „illegalen Steighilfen“ sind alle entfernt, wie nicht anders zu erwarten war. An sich kein so großes Problem für mich, aber an diesem Tag ist der Aufstieg nicht der Mühe wert. Wir wären völlig durchnässt oben angekommen und wollen ja der Brandbaude noch einen Besuch abstatten. Die entfernten Eisen hatte ich eingeplant, nicht jedoch den in die Felskerbe hineingefällten Baum. Allein ist er jedenfalls so nicht da hinuntergefallen. Fein säuberlich wurde er seiner Äste beraubt und soll dort…? Ja, was eigentlich? Als Aufstiegshilfe ist er wohl kaum brauchbar. Einen Versuch wollte ich jedenfalls bei der Nässe nicht wagen.

Brandbaude

Brandbaude

Wir gehen den Begangsteig wieder zurück zu den Brandstufen – müssen nochmals über die Bäume steigen – und kommen kurz nach 13 Uhr in der Brandbaude an. Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir für drei Personen am Weihnachtsfeiertag ohne Reservierung einen Platz bekommen. Wir bekommen ihn aber doch. Ein Tisch ist erst ab 14:00 Uhr reserviert. Die Entenkeule mit Rotkraut und Klößen wird schnell serviert und schmeckt ausgezeichnet. Wir sind vor 14 Uhr schon wieder auf dem Rückweg. Dieser führt durch den Schulzengrund – auch hier mehrere umgestürzte Bäume auf dem Weg – und schließlich durch das Polenztal zur Frinzthalmühle und unserem Auto zurück.

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