‚Kernzone‘ außerhalb des Nationalparks

mit dem Bus ins NSG

mit dem Bus ins NSG

Weitgehend unbekannt ist das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet Sachsens mit einer Fläche von etwa 70 km². Dabei liegt es nur 30 km nördlich Dresdens, aber weit außerhalb der Sächsischen Schweiz. Auf einem ehemaligen Militärgelände entsteht eine Flora und Fauna ohne oder mit nur geringen Eingriffen des Menschen. Es handelt sich um das Naturschutzgebiet (NSG) Königsbrücker Heide.

1907 wurde hier ein riesiger Truppenübungsplatz angelegt und eine jahrhundertealte Kulturlandschaft ausgelöscht. Die Menschen mehrerer kleiner Ortschaft mussten damals ihre Häuser verlassen. Ab 1938 erprobte die Wehrmacht ihre neueste Waffentechnik und bereitete sich auf den Krieg vor. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm die Sowjetarmee das Gelände. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass auf dem Gelände Atomsprengköpfe stationiert wären. Tatsächlich waren SS-12-Raketen mit atomaren Sprengköpfen stationiert, wie sich nach 1990 herausstellte. 1992 übergab die Bundeswehr das Gelände der zivilen Nutzung. Durch die schwere Belastung mit Munition konnte das Gelände nicht zum Betreten freigegeben werden.

Ausblick

Ausblick

Eine Chance für den Naturschutz. Ob die Munitionsbelastung tatsächlich heute noch so groß ist, sei einmal dahingestellt. Offiziell dürfen weite Teile des Geländes immer noch nicht betreten werden. Einige Teile sind aber durch Wander- und Radwege erschlossen und eine Busrundtour führt in die ‚Kernzone‘ der NSG. Es ist schon erstaunlich, wie sich die Natur in nur 20 Jahren ihren Lebensraum zurückeroberte. Aus einem Panzerschießplatz praktisch ohne Vegetation ist bereits wieder ein Wald entstanden.

Urwald

Urwald

Weitgehend ohne Eingriff des Menschen. Die Auenwälder, die militärisch nicht genutzt werden konnten, bieten schon seit Jahren dem Biber einen perfekten Lebensraum. Biberburgen und die Spuren der Arbeit der fleißigen Nagetiere konnten wir auf unserer Bustour überall sehen. Auch Wölfe haben sich angesiedelt.

Panzerbruecke

Panzerbrücke

Es gibt übrigens die Möglichkeit, bei mehreren Zwischenstopps, die Natur außerhalb des Fahrzeuges zu genießen (eine kleine Wanderung eingeschlossen). In einem zentralen Teil des NSG – auf besonders kargen Böden – greift der Mensch doch ein und will die Waldvorstufe erhalten, eine ausgeprägte Heidelandschaft ohne Baumbewuchs.

Blick vom Haselbergturm

Blick vom Haselbergturm

Zum Abschluss der Rundfahrt hält der Bus am Aussichtsturm auf dem Haselberg (siehe dazu auch den Blogeintrag „Eine Steiganlage anderer Art“. Und bevor wir das Gebiet endgültig verlassen, sehen wir noch die mittlerweile zu Ruinen verfallenden Militäranlagen mit dem ehemaligen Lager der SS-12-Sprengköpfe…

Mehr Informationen zur Busrundfahrt durch das NSG (Preise, Termine, Anreise, Übersichtskarte) – auch zu den Wanderpfaden und zum Radweg – gibt es auf der Website des Naturschutzgebietes.

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