Ausgeraubt im Anaga

Anagagebirge

Blick ins Anagagebirge

Nach dem Teide-Aufstieg hatten wir für den folgenden Tag eine gemütliche Wanderung im Anagagebirge geplant. Der wild zerklüftete Gebirgszug mit den bis zu tausend Meter hohen Bergen liegt ganz im Nordosten Teneriffas. Hier prallen die Wolken auf die Insel. Die Berge sind deshalb oft wolkenverhangen. Ein dichter Lorbeerwald bedeckt weite Teile des Gebirges. Ziel sollte für uns der kleine Ort Chamorga sein, in dem die schmale Straße durch das Anaga praktisch endet. Wir fuhren am frühen Vormittag mit unserem Mietwagen in Puerto de la Cruz los. Leider zu zeitig, wie sich später herausstellen sollte. Da ich nicht durch die beiden großen Städte La Laguna und die Inselhauptstadt Santa Cruz de Tenerife fahren wollte, bogen wir bereits vorher von der Autobahn ab und fuhren westlich von La Laguna aus ins Gebirge. Auf den schmalen Straßen hatten wir zunächst etwas Schwierigkeiten mit der Orientierung, erreichten schließlich aber die einzige Straße über den Gebirgskamm.

AnagagebirgeIm Reiseführer hatte ich von der lohnenden Aussicht vom Mirador am Pico del Ingles gelesen. Dieser liegt etwa einen Kilometer neben der Straße. Die Zufahrt ist gut ausgebaut, am Mirador gibt es einen Wendekreis für die Rückfahrt. Gegen 10.20 Uhr war außer uns kein weiteres Auto am Aussichtspunkt zu sehen. Nur hinter uns kam ein Kleinwagen mit zwei jungen Männern, der ohne Halt am Wendepunkt wieder zurückfuhr. Merkwürdig? Das fiel uns aber erst viel später wieder ein. Zunächst stieg ich aus und machte drei oder vier Fotos direkt neben dem Auto. Gute Sicht heute. Glück gehabt. Leider stand die Sonne für die Aufnahmen sehr schlecht. Deshalb entschlossen wir uns, noch ein paar Schritte zu gehen. Zu einem weiteren Aussichtspunkt, vielleicht 30 oder 40 Meter von der Straße weg. Bäume standen direkt am Weg uns versperrten die Sicht zum Endpunkt. Die Rucksäcke standen im Kofferraum. Also Auto schön abgeschlossen. Von außen nichts zu sehen. AnagagebirgeZur Aussicht gelaufen, ein paar Fotos gemacht und nach maximal zwei Minuten wieder zurückgegangen. Während der Aufnahmen hatte ich schon ein merkwürdiges Geräusch gehört. Ich hatte zunächst angenommen, dass es das Türschlagen eines anderen Autos wäre.

Als wir zurückkommen, steht aber kein anderes Auto am Mirador. Dafür ist bei unserem Mietwagen die hintere Scheibe auf der Beifahrerseite eingeschlagen, die Rücklehne umgeklappt und die beiden Rucksäcke sind verschwunden. Wir ringen zunächst nach Fassung.

Ich mache es jetzt kurz:
Ein Teil der Papiere ist gestohlen, Bargeld, eine EC-Karte, eine Kreditkarte, beide Mobiltelefone…
Zum Glück wenigstens nicht die Pässe und meine EC- und Kreditkarte sowie ein bisschen Geld in meiner Umhängetasche.

3-raub 4-raub 5-raub 6-raub
Im unmittelbar nach uns eintreffenden PKW sitzen zwei ältere Herren, zwei Spanier. Sie helfen uns. Telefonieren mit der Polizei und fahren schließlich vor uns her zur Polizeistation nach La Laguna. Denn die Polizisten sprechen ebenso gut Deutsch wie wir Spanisch. Also überhaupt nicht. Einer der Polizisten kann wenige Worte Englisch. Er händigt uns ein zweisprachiges Protokoll aus (Spanisch/Deutsch). Nach der Meldung des Raubüberfalls kommt die Spurensicherung. Wir hatten schon bemerkt, dass sich einer der Diebe verletzt haben musste. Wir hatten schon am Mirador Blutspuren auf einer Radkappe und auf dem Lack der Tür bemerkt. Geholfen hat uns dies alles nicht. Wir werden unsere gestohlenen Sachen sicher nie wiedersehen.

Zurück bei der Mietwagenfirma fanden wir diese verschlossen vor: Siesta. Als wir 16.30 Uhr wiederkamen, nahm der Angestellte in stoischer Ruhe das Polizeiprotokoll entgegen, legte es auf den Kopierer und drückte uns den Schlüssel für einen neuen Mietwagen in die Hand. Ich hatte ein Auto für den gesamten Urlaub gemietet.

Was schließen wir daraus? So etwas ist hier an der Tagesordnung. Das wurde uns später auch vom deutschen Vertreter des Veranstalters bestätigt, über den wir Unterkunft und Flug gebucht hatten. „Hier sitzen jede Woche Leute mit den gleichen Problemen. Sie haben sich korrekt verhalten und alles richtig gemacht“. Hilft uns jetzt auch nicht mehr.

weggeworfener Rucksack

weggeworfener Rucksack

Weshalb berichte ich darüber? Nicht um hier Mitleid zu erregen. Da kommt vielleicht eher Schadenfreude auf? Darum geht es nicht. Wir wollen einfach darauf hinweisen, was hier ganz offensichtlich täglich passiert. Wir haben wenige Tage später am Straßenrand einen Rucksack liegen sehen. Wahrscheinlich stammte dieser von einem Leidensgefährten. Deshalb: Wer hier mit dem Mietwagen unterwegs ist, sollte niemals – auch nicht für eine Minute – persönliche Gegenstände im Auto lassen. Ist doch logisch, sagt jetzt jeder. War uns auch klar. Es gibt aber manchmal merkwürdige Situationen, wie eben beschrieben, an denen man das einfach nicht wahrhaben will oder nicht daran denkt. Vielleicht waren wir auch zu oft in Nordeuropa unterwegs. Dort schließt niemand ab. Handtaschendiebstähle sind auf Teneriffa ebenso auf der Tagesordnung, wie der Diebstahl von Rucksäcken im Wald, wenn der Besitzer nur schnell einmal ein dringendes Bedürfnis erledigen muss. Dies bekamen wir mehrfach bestätigt. Auch von hier lebenden Deutschen.

Nun wollen wir keinesfalls die Bewohner der Kanaren als „Diebe und Räuber“ einstufen. Ganz im Gegenteil: Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bei den beiden netten Herren bedanken, die uns uneigennützig halfen und uns bis zur Polizeistation geleiteten.  Nach der Sperrung der Karten, die uns entwendet wurden, haben wir unsere zweite Urlaubswoche dann auch noch genossen. Schöne Wanderungen inklusive. Mehr dazu auf unserer Website www.4FunWeb.de.

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4 Antworten zu Ausgeraubt im Anaga

  1. Arndt Noack sagt:

    Oh Mann, was für ein Erlebnis. Hatte ich so ähnlich mal in Mexiko beim Tauchen: während wir in 20 Meter Tiefe die Korallen bewunderten, hat oben ein schlechter Mensch das Boot ausgeräumt. Klamotten, Bargeld, Videokamera weg. Und, besonders ärgerlich: Brille weg! Den Rest des Urlaubs bin ich also, kurzsichtig wie ich bin, hinter einer Nebelwand durch die Gegend getappert. Aber auch dort: hilfsbereite Einheimische, hilfsbereite Polizisten. Also: Gauner gibt es leider überall, und von denen sollte man bloß nicht auf die Allgemeinheit schließen. Ich hoffe, ihr hattet trotzdem noch viel Spaß im Urlaub.

  2. Werner H sagt:

    Hallo, die Zeiten haben sich dort nicht geändert – vermutlich noch verschlechtert:

    Wir sind gestern (5.10.2014) von Teneriffa zurückgekehrt und uns wurde aus einem Mietwagen sozusagen vor unseren Augen aus dem Wagen eine Geldbörse entwendet. Der Mietwagen wurde von uns beim Aussteigen abesperrt, unglücklicherweise war das rechte Seitenfenster halb offen. Und dort bereits wartende Trickdiebe habe das sofort ausgenutzt (Geldbörse steckte in der Mittelkonsole). Die Diebe hatten schon gewartet, in einem schwarzen Kleinwagen, mit geöffneter Heckklappe, schon abfahrtsbereit eingeparkt.
    Ich wollte Sie noch aufhalten, Sie sind aber blitzartig weggebraust.
    Ort: Parkplatz oberhalb MASCA, Aussichtspunk Degollada, TF 436.
    Die spanische Polizei ist grundsätzlich desinteressiert, wir wurden von Local Police, zur National Police, dann zur Guardia Civil und schliesslich mit „System down“, come back tomorrow, und dann am nächsten Tag mit „bring a translator“ or „call a Service Tel.number“ abgespeist. Die Servicenummer gibt es, nach 10min Warteschleife habe ich es dann gelassen.
    Die Moral von der Geschicht „Fahr nach Teneriffa“ nicht….

  3. Jürgen Rosen sagt:

    Wir sind auch am Mirrador Pico del Ingles am 10.12.2014 um 15 Uhr 30 bestohlen worden. Mietwagen abgestellt, Jacke aus Rucksack geholt, Auto abgeschlossen und die ca. 20 m zum Aussichtspunkt gegangen um Bilder vom Teide zu machen. Da wir vom Strand in San Andres kamen, hatten wir leider alle Wertsachen in den Rucksack gepackt und hatten auch noch beide Handys drin. Als wir nach 5 Minuten zum Auto zurückkamen, war das Auto unversehrt. Wir bemerkten erst einmal nichts. Erst am nächsten Aussichtspunkt Richtung LaLaguna fiel auf, dass der Rucksack nicht mehr dort war. Wir fuhren deshalb rasch zurück zum Aussichtspunkt am Mirrador del Ingles. Dort stand ein Auto spanischer Touristen, die ebenfalls gerade die 20 m zum Aussichtspunkt gegangen waren. Als ich ausgestiegen war, sah ich wie sich ein ca. 190cm großer, etwas blass wirkender Mann mit grüner Baseballkappe von der rechten Seite der abfahrenden Straße Richtung Auto der Spanier schlich. Ich ahnte nichts gutes und ging auf ihn zu, rief ihm zu, „Do you have my bag?“. Dies führte dazu, dass sich die Person umdrehte und begann den Berg hinabzulaufen. Ich nahm die Verfolgung auf. Allerdings stürzte sich die Person dann unvermittelt rechts über die Leitplanke den steilen Berg nach unten zwischen den dichten Bäumen und dem Gestrüpp schließlich hängend, schaute noch einmal nach oben. Mir war es aber zu gefährlich diesen steilen Hang hinterherzusteigen. Mir schien aber klar, dass hier der nächste Diebstahl laufen sollte. Mir ist nur noch nicht klar, wie der Rucksack ohne Spuren am Auto entwendet werden konnte. Könnte es sein, dass die Diebe bereits die Funksignale diverser Mietwagen abgefangen haben ? Ich habe da keine Ahnung. Letztlich haben wir Kreditkarten, Ausweise, Bargeld, Handys und Ipad verloren. Im Anschluß machten wir eine Anzeige bei der Polizei in La Laguna, was für den Rückflug dringend erforderlich war, da es dann zusammen mit der Bordkarte möglich war und mit den Ausweisen, die ich als PDF im Hotel-Safe hatte, zurückzufliegen. Allerdings war die Ausstattung der Polizei in La Laguna jämmerlich. Ich musste quasi auf der Straße am Eingangshäuschen mit einem Polizisten über Telefon in Englisch eine Anzeige aufgeben. Wegen des vielen Durchgangsverkehrs und des Straßenlärms konnte ich Ihn kaum verstehen. Die Anzeige auf Spanisch wurde dann vor Ort ausgedruckt und von uns unterschrieben. Den Kugelschreiber der schließlich auseinanderfie,l musste ich mit dem an der Pforte diensthabenden Polizisten, der schon bemüht war, teilen. Weder eine Toilette für meine Frau gab es, noch die Möglichkeit in Deutschland anzurufen um die Kreditkarten und EC-Karten sofort sperren zu lassen oder Angehörige zu informieren, lediglich eine Verbindung mit VISA konnte ermöglicht werden. Erst nach ca. 3 Stunden waren wir fertig und mussten dann noch bis Costa Salvaje fahren, ohne einen Pfennig Geld und auf heißen Kohlen sitzend, da wir ja noch die weiteren Sperren veranlassen mussten. Dies sollte als dringende Warnung auch in den neuen Baedeker oder andere Reiseführer aufgenommen werden und auch von den Mietwagenfirmen mitgeteilt werden.

  4. Harald Heusner sagt:

    Uns wurden am 13.12 am Punto del Teide (edit am 17.12.2014 um 12:23 – sorry, die Stelle heißt richtig Punta de Teno) die Rücksäcke aus dem Kofferraum geklaut. Die Straße dorthin ist derzeit offiziell nur am Wochenende offen (es gibt Straßenschäden und Steinschlaggefahr). Als wir am Endpunkt ankamen standen dort auf einem Parkplatz am Meer mehrere Fahrzeuge und eines auf einem Parkplatz an der Straße. Dort haben wir unseren Wagen dann auch abgestellt. Es war niemand zu sehen, außer ein paar Anglern und ein paar Fischern auf dem Meer. An Land nur ein junger Mann in etwa 100 Meter Entfernung, der auf einem angelegten Weg unterwegs war. Wir wollten nur ein wenig schauen und Fotos machen und haben uns entschlossen – was wir sonst nie machen -, die Rucksäcke in den Kofferraum zu tun. Dummerweise habe ich auf dem anderen Parkplatz kleine Glasscherben von eingeschlagenen Autoscheiben gesehen und mir war klar, dass es hier Atuos aufgebrochen werden. Die Ecke war aber sehr übersichtlich, kein Baum, kein Strauch. Den kleinen Weg zu einem Schiffsanleger konnte man vom Parkplatz aus noch nicht sehen. Eine der wenigen Stellen, wo man das Auto mal aus dem Blick verliert. Wir haben uns maximal 30 Minuten dort aufgehalten und unseren Mietwagen vielleicht 5 Minuten nicht im Auge gehabt. Als wir zurück kamen, war das andere Auto weg, bei unserem war die Seitenscheibe eingeschlagen und die Rucksäcke waren aus dem Kofferraum geklaut (mit Handys, Kreditkarten, Bargeld und Ausweisen). Die Polizei in Buenavista del Norte hat den Vorgang aufgenommen, wirkte aber alles andere als schlagkräftig und professionell. Die Polizeistation hat kein email oder Fax. Ein Fax mit den IMEI Nummern der Handys mussten wir nach unserer Rückkehr nach Icod schicken, die es dann weiterleiten würden. Prost Mahlzeit, so fangen die nicht einen Dieb. Man scheint dem Problem lediglich mit Fatalismus zu begegnen. Von Teneriffa sind wir erst mal bedient.

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