„Wer Masca nicht gesehen hat, hat nichts
gesehen“, so lautet eine Volksweisheit
Teneriffas.
„Gigantisch!
Grandios! Beeindruckend! Einzigartig!
Eine so faszinierende Schlucht mit so steil
aufragenden Felswänden, solchen Auf-, Aus- und
Einblicken, einer solchen Pflanzenvielfalt,
sucht Ihresgleichen.“ Das las ich zur
Vorbereitung der Tour auf einer Internetseite.
Na, ganz so beeindruckend empfanden wir die
Wanderung nun doch nicht. Das mag vielleicht
daran liegen, dass wir schon eine ganze Anzahl
solcher „Schluchtentouren“ vorher absolvierten.
Unternimmt man die Wanderung allein, bedarf es
allerdings einer guten Planung. Zunächst gilt es
zu entscheiden, wie man vom Ausgangsort
(Urlaubsort) nach Masca und vom Ende der
Schlucht am Meer wieder zurückkommt. Für uns
stand von vornherein fest: Wir fahren mit dem
Mietauto von Puerto de la Cruz nach Masca,
laufen zum Meer hinab und steigen die Schlucht
wieder auf. Es sollte schließlich die
Einlauftour für die Teide-Besteigung werden. Die
Orientierung beim Rückweg ist allerdings nicht
ganz einfach. Trotz einer ganzen Anzahl
hilfreicher Steinmännchen ist die Fortsetzung
des Weges nicht immer klar erkennbar.
Trittsicherheit ist unbedingt erforderlich,
daher sollten feste Bergwanderschuhe
selbstverständlich sein. Wegen der meist hohen
Temperaturen in der engen Schlucht sollte man
ausreichend Trinkwasser mitnehmen. Wer die
Schlucht nicht wieder aufsteigen will, kann eine
Bootsfahrt nach Los Gigantes buchen. Diese
Reservierung muss aber unbedingt schon in Masca
erfolgen. Schilder (auch in Deutsch) weisen
bereits im Ort darauf hin. Von Los Gigantes kann
man dann mit dem Bus zurückfahren. Die weitere
Beschreibung hier bezieht sich aber auf die
Wanderung von Masca zum Meer und wieder zurück.
Unsere Wanderzeit: Abstieg etwa 2 ¾ Stunden,
Aufstieg reichlich 3 Stunden (nur reine
Gehzeit).
Wir fahren mit dem Mietwagen von Puerto de la
Cruz auf der gut ausgebauten Straße über Icod
bis nach Santiago del Teide und weiter über die
„Single Track Road“ nach Masca. Glücklicherweise
begegnete uns kein Bus auf der engen
Serpentinenstraße. Oberhalb des Ortes Masca
befindet sich ein relativ großer Parkplatz.
Leider waren wir erst gegen 10.15 Uhr in Masca.
Ich hatte mich mit der Fahrzeit doch um gut 15
Minuten verschätzt. Wir laufen zunächst in den
Ort Masca (600 m). Wer mit dem Schiff fahren
möchte, kann gleich am ersten Kiosk im oberen
Ortsteil die Karten für das Boot von Playa de
Masca nach Los Gigantes kaufen. Es geht bergab
in den kleinen Ort hinein bis zu einem großen
Schild (Foto). Hier erfolgt der eigentliche
Einstieg in die Masca-Schlucht. Auf dem Schild
finden wird den Hinweis, dass das Baden am
Masca-Strand wegen Steinschlaggefahr verboten
sei. Ein Bad hatten wir ohnehin an diesem Tag
nicht eingeplant.
Zunächst geht es auf einem gut ausgebauten Weg
bergab. Auf dem teilweise mit Stufen versehenen
Pfad verlieren wir schnell an Höhe. Nach etwa 15
Minuten bringt uns eine Brücke auf die linke
Seite der Schlucht. Der Weg führt nun in das
Bett des kaum Wasser führenden Baches. Bis zum
Meer werden wir fast immer direkt neben oder
manchmal kurze Strecken auch im Bachbett gehen.
Im Abstieg gibt es nur selten Zweifel an der
Wegführung. Es gibt immer wieder kleine gelbe
Markierungstafeln mit Zahlen und dazwischen
Steinmännchen. Wie ich las, dienen die Zahlen
als Orientierung für die Bergrettung, die immer
wieder Touristen, die ihre Leistungsfähigkeit
überschätzten, aus der Schlucht bergen müssen.
Wer also einen Notruf absetzen muss, sollte die
letzte Zahl kennen, bis zu der er/sie es noch
schaffte ( ;-) ).
Nach den letzten Terrassen des Ortes Masca
wechselt der Pfad zurück auf die rechte Seite
des Bachbettes. Es geht immer wieder durch hohes
Schilf. Wir kommen an einer Staumauer vorbei und
bald in ein Felslabyrinth. Im Rother
Wanderführer steht dazu, dass dies der
imposanteste Abschnitt der Wanderung sei, in dem
sich von allen Seiten kleinere Barrancos in die
Masca-Schlucht hineinschieben. Wir gelangen an
ein Eisentor, welches scheinbar ohne erkennbaren
Grund in der Schlucht steht. Bald danach scheint
eine Felsbarriere den Weg gänzlich zu
versperren. Diese lässt sich aber nach rechts
umgehen. Wir steigen durch ein Felstor hinab.
Der Weg wechselt mehrfach die Seite des
Bachbetts. Ein kurzer Blick auf den Höhenmesser
zeigt, dass wir bereits mehr als 400 Höhenmeter
abgestiegen sind. Der Weg zum Meer ist aber noch
weit. Es geht jetzt flacher über Geröll bis zu
einem riesigen Felsblock. Dieser wird links
umgangen. Eine künstlich angelegte Rampe hilft
beim Abstieg. Wieder wechselt der Weg mehrfach
die Bachseite und verläuft auch teilweise direkt
im Schotter des Bettes. Dann treten die steilen
Felswände langsam zurück (siehe dazu auch die
Bildergalerie). Wir hören das Meer
rauschen und befinden uns jetzt an der Playa de
Masca. Am Strand ist ein kleiner Stand
aufgebaut. Wir werden nach den Tickets für die
Bootsfahrt gefragt. Haben wir nicht. Brauchen
wir auch nicht.
In der späten Mittagspause (es ist schon nach
13.00 Uhr) am Strand beobachten wir ein in der
Bucht liegendes Segelschiff mit Touristen, die
vom Boot aus in Meer springen und schwimmen.
Große Krabben sonnen sich auf den Felsen direkt
am Meer. Als ich mich mit der Kamera
heranpirsche, sind sie aber schnell
verschwunden. Ein paar Schnappschüsse gelingen
mir trotzdem.
Nach
45 Minute Pause beginnen wir den Rückweg. Einige
Passagen an den Felsen sind mit Ketten
gesichert. Es kommen uns auch nach 15 Uhr immer
noch Wanderer entgegen. Das letzte Boot fährt
16.30 Uhr. Das wird eine Familie mit zwei
kleinen Kindern, die in Sandalen unterwegs sind,
keinesfalls mehr schaffen, als wir ihnen kurz
vor 16.00 Uhr mitten in der Schlucht begegnen.
Der letzte Teil des Aufstiegs wird nun richtig
schweißtreibend. Meine 1,5 l Wasser waren wohl
doch etwas zu knapp bemessen. Im oben
beschriebenen Felslabyrinth hatten wir jetzt an
einer Stelle richtige
Orientierungsschwierigkeiten. Immer die Ruhe
bewahren und suchen. Nicht in ein Seitental
hineinsteigen. Beim Abstieg hatte ich mich immer
wieder umgeschaut und versucht, mir
Orientierungspunkte einzuprägen. Tatsächlich
erkannte ich jetzt einen markanten Felsen
wieder. Bald trafen wir auch wieder auf eines
der gelben Schilder. Kurz nach 17.00 Uhr treffen
wir in Masca ein. Der halbe Liter Mineralwasser
im ersten am Weg liegenden Restaurant
verdunstete regelrecht in der Kehle. Geschafft.
Gut angekommen. Schöne Tour (siehe dazu auch die
Bildergalerie).
Etwas mehr Flüssigkeit für unterwegs wäre aber
besser gewesen. Sind wir nun für den Teide
„eingelaufen“?
Ausführliche
Beschreibung der Wanderung: Rother Wanderführer,
Ausgabe 2012, Nr. 27, S.89ff
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