Zu einem Teneriffa-Urlaub
gehört für uns die Besteigung des höchsten
Gipfels Spaniens, des Vulkans „El Teide“.
So war jedenfalls der Plan. Wir sind allerdings
noch nie auf eine Höhe von 3718 Meter
aufgestiegen. Würden wir die dünne Luft
vertragen?
Zur Gipfelbesteigung benötigt man eine Erlaubnis
(Permit,
Link zur Online-Beantragung)
oder man übernachtet in der Altavista-Hütte und
steigt zum Sonnenaufgang auf den Gipfel. Das
klang recht verlockend. Wir schlossen uns einer
kleinen Wandergruppe des örtlichen Veranstalters
"Aventura Wandern" an. Ein gewisser Vorteil,
falls uns die Höhe doch Schwierigkeiten bereiten
sollte. Außerdem sparte uns dies den
organisatorischen Aufwand (Quartierbestellung in
der Hütte, Transport vom/zum Berg).
Am 6.
Mai 2013 geht es los. Wir werden in Puerto de la
Cruz mit einem Kleinbus abgeholt und fahren
zunächst zum kleinen Parkplatz an der
Cañadas-Straße bei km 40, 2350 m (zwischen El
Portillo, 8 km, und Teleférico, 2,5 km). Start
der Wanderung am frühen Nachmittag. Die Sonne
scheint. Also schön Sonnenschutz auftragen. Eine
erste wichtige Vorsichtsmaßnahme. Die
Höhenangabe zum Einstiegspunkt der Wanderung
ist zwar in jedem Wanderführer und –bericht mit
2350 m angegeben, wird aber von mir
angezweifelt. Ich habe mehrfach meinen
Höhenmesser nach den Angaben beim Aufstieg
angepasst. Richtig stimmte die Höhe nie.
Wahrscheinlich liegt der Startpunkt irgendwo
zwischen 2250 und 2350 m über NN. Das nur
nebenbei.
Da
es im Internet bereits eine Vielzahl von
Beschreibungen zum Teide-Aufstieg gibt, will ich
mich an dieser Stelle mit den Fakten kurz fassen
und mehr unsere persönlichen Eindrücke
schildern. Zunächst geht es bis in die Nähe des
Gipfels Montaña Blanca wirklich einfach und nur
mäßig ansteigend auf einer Jeep-Piste nach oben.
Hier fahren die Nationalparkranger mit ihren
Fahrzeugen entlang. Der Fahrweg gewinnt in
weiten Serpentinen über die hellen
Bimssteinhänge langsam an Höhe. Bald kommen wir
an den sogenannten Teide-Eiern (riesigen
Lavabrocken, die über den Hang verteilt liegen)
vorbei. Kurz vor dem Gipfel der Montaña Blanca
zweigt der ausgeschilderte Weg zum Refugio de
Altavista ab. Der Weg wird nun deutlich steiler.
In engeren
Serpentinen gewinnen wir relativ schnell
Höhenmeter. Nach dem Steilstück erreichen wir
einen etwas flacheren Hang, die Estancia de los
Ingleses („Aufenthalt der Engländer“). Hier
legen wir eine kurze Rast an.
Eine grandiose Fernsicht bietet sich uns über
die riesige Caldera zu unseren Füßen. Der
Ginster blüht gerade in leuchtend gelber Farbe,
was einen herrlichen Kontrast zu den Lavafeldern
bietet, die wir bis zur Hütte in 3260m
durchwandern. Nach einer kleinen „Fotosession“
zum Sonnenuntergang setzen wir uns noch eine
Weile in der Hütte zusammen. Einige unserer
Mitwanderer haben in der letzten Stunde des
Aufstiegs Probleme mit der Höhe bekommen. Starke
Kopfschmerzen belasten sie. Wir legen uns nach
22.00 Uhr zum Schlafen. Im Gegensatz zu anderen
„Gipfelstürmern“ kann ich sogar einige Zeit
schlafen. 4.00 Uhr werden wir geweckt. Sachen
packen, einen Kaffee trinken, eine Banane essen.
Und eine Kautablette des bekannten
Kopfschmerzmittelherstellers. Denn leichte
Kopfschmerzen haben wir jetzt am frühen Morgen
auch. Die vergehen zum Glück nach wenigen
Minuten (siehe dazu auch die
Bildergalerie).
Pünktlich 5.00 Uhr werden die Stirnlampen
eingeschaltet und der weitere Aufstieg im
Stockdunkel beginnt.
Jetzt ist es doch ganz gut, dass wir uns auf
einen kundigen Führer verlassen können. Wir
müssen nicht nach dem Weg Ausschau halten und
stapfen nur hinterher. Bis zur Bergstation der
Seilbahn wird es für einige eine Quälerei ob der
offensichtlich anhaltenden Kopfschmerzen. Wir
kommen leider nur langsam voran, müssen immer
wieder stehen bleiben. An der Seilbahnstation
entscheiden wir uns deshalb, die kleine Gruppe
zu trennen, damit der erste Teil noch vor
Sonnenaufgang auf dem Gipfel steht. Es geht nun
zügig in den Gipfelaufbau. Plötzlich bläst uns
ein scharfer Wind ins Gesicht. Es sind aber nur
noch reichlich hundert Höhenmeter. Der Weg ist
gut ausgebaut und nur direkt am Gipfel an einer
Stelle etwas ausgesetzt. Die ersten aus unserer
Gruppe sind noch vor dem Sonnenaufgang ganz
oben. 3718 Meter hoch stand ich noch nie.
Die Kameras in Position gebracht. Nur leicht
bewölkter Himmel. Dann geht die Sonne auf. Das
Schauspiel dauert nur wenige Minuten. Ich habe
bei der Faszination gar nicht bemerkt, ob die
anderen es hinter uns auch noch geschafft haben.
Als die Sonne aufgegangen ist, befinden sich
mindesten 30 – 40 Leute auf dem Gipfel. Das
gesamte Archipel der Kanaren liegt vor uns. Eine
grandiose Rundsicht. Nur empfindlich kalt ist es
hier oben. An der Hütte waren wir bei 8°C
aufgebrochen. Durch den Wind fühlte es sich hier
oben deutlich kälter an, wobei sich im
Gipfelbereich noch der eine oder andere
windgeschützte Platz bietet. Hier oben spüren
wir auch den immer noch aktiven Vulkan (letzter
Ausbruch 1798). An einigen Stellen kommen
Schwefeldämpfe aus den Felsspalten. Hier sollte
man lieber nicht längere Zeit verweilen.
Der Abstieg bei Tageslicht verläuft dann ohne
Probleme bis zur Bergstation der Seilbahn. Wir
wollen mit der ersten abwärts fahrenden Bahn
wieder nach unten. Der Seilbahnbetrieb soll
normalerweise 9.00 Uhr beginnen. Die erste Bahn
fährt an diesem Tag allerdings erst kurz vor
9:30 Uhr. Na, macht nicht. Dann können wir noch
eine Weile die Aussicht genießen. Es sind
übrigens alle aus unserer kleinen Wandergruppe
auf dem Gipfel gewesen. Auch diejenigen, die
schon am Vortag mit den Kopfschmerzen zu kämpfen
hatten, bewältigten schließlich den gesamten
Aufstieg (siehe dazu auch die
Bildergalerie).
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