Es geht es in die
Wüste. Nicht zu Fuß sondern auf dem Rücken eines
Kamels. Oder ist es ein Dromedar? Die Frage
wollen wir zuerst klären. Unser Guide versteht
das Anliegen nicht so richtig. Ein Höcker oder
zwei Höcker? Kamel oder Dromedar? Im Oman haben
alle Kamele nur einen Höcker und man
unterscheidet hier die Begriffe Dromedar und
Kamel gar nicht. Es sind alles Kamele. Und wie
sitzt man nun darauf? Zwischen den Höckern geht
ja nicht, wenn es nur einen gibt. Die Beduinen
kommen mit ihren Tieren durch die Wüste zum Camp
gelaufen. Auf dem Rücken haben die Kamele nicht
etwa einen Sattel, wie ich mir eingebildet
hatte, sondern einfach eine (oder mehrere?)
Decken mit Gurten oder Seilen befestigt.
Skeptisch schaue ich mir an, wie der Erste
hinter dem Höcker aufsitzt, die Aufforderung
bekommt, sich gut festzuhalten und sich dann das
Tier recht schnell aufrichtet. Ich komme als
einer der Letzten an die Reihe.
Das „Aufsitzen“
gelingt schon mal. Krampfhaft halte ich mich
fest und werde ruckartig nach oben befördert.
Ganz schön luftig hier oben. Und dann schwanken
wir auch schon los. Es geht zunächst ganz
gemütlich geradeaus und leicht bergan in den
Sanddünen. Man gewöhnt sich an die Schaukelei.
Ungemütlich wird es erst, als es die Düne
abwärts geht. Immer schön festhalten, damit man
nicht kopfüber in den Wüstensand fällt. Nach
einer halben Stunde hat man sich daran gewöhnt.
Ich traue mich dann sogar, eine Hand loszulassen
und einige Fotos und Filmsequenzen zu machen.
Nach etwa drei Stunden ist Pause. Picknick unter
einem großen Baum. Wasser und Verpflegung werden
mit dem Jeep antransportiert. Der reine Kommerz
eben, aber ganz gemütlich. Der Rückweg dauert
dann nur etwa 40 Minuten. Am frühen Nachmittag
sind wir im Camp zurück. Der Ausritt war nach
einer Eingewöhnungsphase eigentlich ganz
stressfrei.
Später gehen wir auf eigene Faust noch ein Stück
in die Wüste. Wir wollen eine kleine
Rundwanderung unternehmen und noch einmal den
Sonnenuntergang genießen. Am späten Nachmittag
rollen die Jeepkarawanen an. Drin sitzen die
zahlungswilligen Touristen, denen der
Dünenaufstieg zu anstrengend ist. Wir beobachten
die rasante Auffahrt der Wagen in den steilen
Sandhängen. Einer der Fahrer verliert die
Kontrolle und muss kurz stoppen. Das war es
dann. Die Räder graben sich in den Sand ein.
Andere Wagen fahren forsch am steckengebliebenen
Fahrzeug vorbei. Langsam senkt sich die Sonne am
Horizont. Plötzlich ziehen Wolken auf. Ganz
schnell verschwindet die Sonne hinter einem
dünnen Wolkenschleier. Pech für die
Jeeptouristen, Geld umsonst ausgegeben. Wir
wandern langsam ins Camp zurück, beobachten noch
einige freilaufende Kamele (mit
zusammengebundenen Vorderbeinen) und freuen uns
darüber, dass wir am Vortag noch vor
Sonnenuntergang den Aufstieg auf die Düne
geschafft hatten (Diashow).
Ein kleiner Hinweis zum Abschluss diese
Kapitels: Die Wüste ist nicht ganz ungefährlich.
Neben Skorpionen – einen davon bekamen wir
nachts im Wüstensand zu Gesicht - gibt es vor
allem Schlangen, wie zum Beispiel die sehr
giftige Sandrasselotter. Schlangen sind zwar
sehr scheu, aber man sollte besonders bei einer
Rast unter (den seltenen) Bäumen Vorsicht walten
lassen und sich nicht bedenkenlos auf einen der
wenigen zu findenden Steine setzen. Schlangen
graben sich bevorzugt im Schatten in den Sand.
Bei organisierten Ausflügen sorgen die Beduinen
für die Sicherheit. Wir sind immer in
knöchelhohen Wanderschuhen unterwegs gewesen,
auch wenn die Beduinen natürlich in Sandalen
durch die Wüste laufen. Sie leben aber hier. Mit
den Gefahren, die sie kennen und einschätzen
können.
Fortsetzung:
7. Tag: Zurück zur Küste
und nach Muscat
|