Heute werden wir
in die Wüste fahren. Zuvor besuchen wir aber den
berühmten Souk in Nizwa. Nizwa spielt in der
Geschichte des Omans eine zentrale Rolle.
Nachdem die Julanda-Könige hier zum Islam
übertraten, war die Nizwa geraume Zeit
Hauptstadt und der bevorzugte Ort für die Wahl
des Imams.
Am heutigen Tag findet der berühmte Viehmarkt
von Nizwa statt. Da dieser vor allem in den
Vormittagsstunden abgehalten wird, müssen wir
relativ zeitig los. Aus allen Landesteilen
werden Ziegen, Schafe, Rinder und auch Kamele
hier gezeigt und gehandelt, ein großes
Spektakel. Die Tiere werden auf dem zentralen
Platz in einer Runde vor den potentiellen
Käufern geführt. Als wir ankommen, sind gerade
die Ziegen unterwegs.
Meist stehen Männer im
weiten Rund und begutachten die Tiere. Bei den
Beduinen sind aber auch Frauen dabei, die an
ihren bunten Trachten und den ganz speziellen
schwarzen Gesichtsmasken zu erkennen sind.
Direkt fotografieren will ich die Beduinenfrauen
mit ihren Masken, die Löcher für die Augen
freilassen, nicht, denn ungefragt ist das ein
absolutes ‚No-Go‘ und für eine Bitte um
Erlaubnis sind die Einheimischen viel zu
beschäftigt mit den Tieren. Immerhin kann ich
den Handel um eine Ziege aus dem Hintergrund im
Bild festhalten. Offensichtlich erst nach
Zustimmung der Frau wechselt das Tier den
Besitzer. Später werden Rinder in den Kreis
geführt, der sich sofort (schlagartig)
vergrößert, als ein mächtiger Bulle am Nasenring
zur Begutachtung herangebracht wird.
Wir schlendern weiter über den Markt. In anderen
Bereich werden Obst und Gemüse angeboten, aber
auch Fisch und Fleisch gibt es zu kaufen. Sehr
gewöhnungsbedürftig für uns ist der Handel mit
lebendem Geflügel und Vögeln, die in kleinsten
Käfigen zusammengepfercht in der Sonne stehen.
Dann gelangen wir zu einer Reihe von
Souvenirständen. In diesem Bereich werden neben
dem überall omnipräsenten Weihrauch auch
traditionelle Waffen (Gewehre und Krummdolche)
verkauft. In den Waffenläden herrscht regen
Andrang. Bei den traditionellen omanischen
Produkten, wie zum Beispiel dem Silberschmuck,
ist dagegen Vorsicht geboten. Der kommt nämlich
zunehmend aus Fernost und wird nur für die
Touristen hergestellt. Denn eines sollte man
wissen: Wer vom „alten Souk von Nizwa“ spricht,
weiß nicht, dass der größte Teil des Marktes
Anfang der 1990‘er Jahre renoviert wurde.
Lediglich der traditionelle Baustil der Häuser
und Verkaufsstände blieb erhalten. Nach einem
kurzen abschließenden Bummel über den
Teppichmarkt setzen wir unsere Fahrt im Jeep
fort (Diashow).
Es geht wieder hoch hinaus. Unsere Wanderung im
Hadschargebirge startet fast 2000 Meter über dem
Meeresspiegel. Zu erreichen ist der Jebel Akhdar
über eine gut ausgeschilderte Straße. Der Name
„Grüner Berg“ erscheint dem Mitteleuropäer
paradox. Bei durchschnittlich nur 300 mm
Niederschlag pro Jahr besteht der größte Teil
des Gebirgsstockes aus Fels und steiniger Wüste.
Nur in höher gelegenen Regionen überleben Büsche
und einige Bäume. Das Highlight in der
Jebel-Akhdar-Region ist das Saiq-Plateau im
Zentrum des Gebirges. Auf einer steilen
Serpentinenstraße erreichen wir von Birkat al
Mawz aus den Ausgangspunkt der Wanderung. Bevor
wir loslaufen, genießen wir aber den
überwältigenden Ausblick in die schroffe
Bergwelt und das tief unten liegende Wadi al Ayn.
Im Bergdorf Al Ayn zeigt sich uns ein grüner
Teppich aus Obst- und Gemüseplantagen, die die
Terrassenfelder überziehen. Jetzt wird auch
klar, weshalb der „Grüne Berg“ ursprünglich
diesen Namen erhielt. Seit vielen hundert Jahren
wird Dank der Bewässerungskanäle und des milden
Klimas auf dem Saiq-Plateau Landwirtschaft mit
Früchten betrieben, die in der Hitze der
omanischen Niederungen niemals gedeihen könnten.
Auf den Terrassen am Saiq-Plateau gedeihen vor
allem Pfirsiche, Äpfel, Weintrauben, Birnen und
Granatäpfel. Neben Obst und Gemüse werden hier
auch die berühmten Rosen für die
Rosenwasserherstellung gezüchtet.
Die Wanderung führt uns von Al Aqor (oder Al
Aqar) nach Al Ayn zwischen den Terrassenfeldern
hindurch und endet in der Nähe einer der
Rosenwasserdestillerien. Die Rosen beginnen
gerade erst zu blühen, für einen Besuch der
Destillerie fehlt uns die Zeit.
Denn wir haben noch eine lange Fahrt vor uns. Am
späten Nachmittag erreichen wir die Wüste Wahiba
Sands. Überrascht sind wir zunächst über das gut
ausgestattete Arabian Oryx Camp. Was von weiten
wie eine kleine Siedlung aus Zelten aussieht,
entpuppt sich als Hüttensiedlung im
„Beduinenzeltstil“. Die festen Behausungen
verfügen sogar über eine Sanitärzelle mit
Dusche. Bisschen viel Kommerz in der Wüste.
Angenehm ist es schon bei Temperaturen jenseits
der 30 °C. Das Wasser wird offensichtlich in
Tankwagen aus dem nahen Ort geholt. Das Camp
liegt nur 12 km von der Hauptstraße und dem Ort
Al Wasil entfernt.
Unsere Allradfahrt durch die Sanddünen ist also
nur von kurzer Dauer, eben die 12 Kilometer von
der Asphaltpiste bis zum Camp. Immerhin haben
wir uns noch einen schweißtreibenden Aufstieg
vorgenommen, den Aufstieg auf die nahegelegene
Sanddüne, um den Sonnenuntergang zu genießen. Da
die Zeit drängt (Sonnenuntergang gegen 18.15
Uhr), müssen wir uns beeilen. Für weniger
lauffreudige Touristen wird auch eine
kommerzielle Auffahrt mit dem Jeep angeboten.
Aber das wollen wir uns nun wirklich nicht
antun. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig
und können einen schönen Sonnenuntergang bei
fast wolkenlosem Himmel beobachten (Diashow).
Gesamtfahrstrecke: 250 km
Fortsetzung:
6. Tag: Mit dem Kamel in
die Wüste
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