Das Wetter meint es
heute gut mit uns. Erwartungsfroh besteigen wir das
kleine Schiff, das uns in wenigen Minuten zur Insel Vulcano bringt. Wir werden heute den Gran Cratere des
Vulkans Vulcano besteigen, dem „Urvater“ der Feuerspeier,
der diesen ihren Namen gab. Der knapp 400 Meter hohe
Gran Cratere befindet sich derzeit im
Fumarolenstadium. Die heißen Dampfwolken werden wir bald
sehen – und riechen.
Der letzte Ausbruch geht auf die Jahre 1888-1890 zurück.
Am 3. August 1888 begannen die Eruptionen mit einer
Explosion, der schnell weitere folgten, die zunehmend
heftiger wurden. Glühende Lavablöcke fielen auch auf den
bewohnten Nordteil der Insel. Dächer von Wohngebäuden
und des Werkes, welches den damals hier abgebauten
Schwefel verarbeitete, wurden beschädigt, die
Schwefelvorräte der Fabrik sowie einige an der Mole
liegende Schiffe gerieten in Brand. Die wenigen Bewohner
von Vulcano hatten sich mit Booten in Sicherheit
gebracht. Eine kurze Ruhephase wurde durch erneute
heftige Eruptionen am 18. August beendet. Erst am 22.
März 1890 endete die explosive Aktivität des Vulkans.
Da der Vulkan heute ständig überwacht wird, haben wir
keinen plötzlichen Ausbruch zu befürchten und gehen
deshalb ohne innere Anspannung im Hafen von Porto di
Levante an Land. Einige unserer Begleiter wollten nach
der Kraterbesichtigung eine Spritztour mit der Vespa
(einem Motorroller) auf der Insel unternehmen und gingen
deshalb zunächst zum Vermieter der kleinen Maschinen.
Wir begannen gleich den Aufstieg zum Krater. Das heißt
eigentlich muss man zunächst einige Minuten durch den
kleinen Hafenort laufen. Der Abzweig zum Aufstieg ist
eigentlich nicht zu verfehlen, wenn auch unmarkiert.
Der Aufstieg dauert etwa 45 Minuten bis 1 Stunde, je
nach Kondition, zieht sich in weiten Spitzkehren
zwischen Ginsterbüschen und durch schwarze Lavaschlacke
hinauf zum Kraterrand und ist nicht sonderlich
anstrengend. Der gesamte Krater kann auf einem Pfad
umrundet werden. Aus den Fumarolen am Kraterrand strömen
unentwegt Schwefeldämpfe, die man nicht unbedingt
einatmen sollte (starker Hustenreiz). Wir gingen nach
dem Aufstieg nach links, direkt hinein in die dampfenden
Fumarolen. Auch wenn der Anblick des kristallinen
Schwefels und der immer wieder hin- und herziehenden
Dampfschwaden faszinierend ist, zu lange sollte man den
Aufenthalt aus gesundheitlichen Gründen nicht in die
Länge ziehen. Keinesfalls sollte man in den Krater
hinabsteigen (Vergiftungsgefahr).
Nach Durchschreiten des Fumarolenfeldes erstiegen wir
natürlich den höchsten Punkt des Kraterrandes, der eine
herrliche Aussicht auf die anderen Lipareninseln bietet
und bis nach Sizilien, auch wenn wir heute nicht die
atemberaubende Sicht zum Ätna hatten, wie vor fünf
Jahren bei unserem ersten Besuch. Nach der vollständigen
Umrundung des Kraters ging es wieder hinunter und zu
einer zweiten kleinen, nicht unumstrittenen Attraktion
Vulcanos.
Unweit des Gran Crateres befindet sich ein kleiner
Fangotümpel, der zum Schwefelbad im Schlammbecken -
Vasca di Fanghi einlädt. Unmittelbar am Hafen
befindet sich der Faraglione, ein farbig schimmernder
Felsen, in dessen Nähe einst Alaun abgebaut wurde. Schon
hier ist die Vasca di Fanghi nicht mehr zu „überriechen“.
Neben dem Faraglione sitzen oder stehen steingraue mit
Schlamm verkrustete Gestalten in einer kleinen
schwefelhaltigen Pfütze. Dem warmen Schwefelschlamm wird
heilende Wirkung bei einigen Hauterkrankungen
nachgesagt. Vor Jahren konnte man das Bad noch gratis in
Anspruch nehmen, heute bezahlt man zwei Euro Eintritt
plus einen Euro für die Dusche. Diesen Luxus sollte man
sich auf jeden Fall gönnen. Einen besonders hygienischen
Eindruck hinterlässt die Sache bei uns nicht. Nach dem
Schlammbad kann man noch einen kurzen Sprung ins
angrenzende Meer wagen, das ebenfalls durch
Fumarolen angewärmt ist. Wobei, mit dem Sprung ist das
so eine Sache – das Meer ist hier flach und der Grund
mit großen, spitzen Steinen übersät.
Nach dem Bad hatten wir uns noch zu einer kleinen
Bootsfahrt zur Grotta del Cavallo verabredet, ehe
es schließlich zurück nach Lipari in unser Quartier
ging.
Die besten Eindrücke der Tour vermitteln die Bilder der
beiden Diashows und der Videoclip.
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