Würde der zweite
Versuch gelingen, bis zum Gipfel aufzusteigen? Diese
Frage beschäftigte mich schon Tage vor der Überfahrt
nach Stromboli. Dann die niederschmetternde Nachricht:
der Stromboligipfel ist gesperrt, ein neuer Krater hat
sich geöffnet. Und kurz vor der Überfahrt: Vielleicht
können wir doch aufsteigen? Wie wird das Wetter?
Schließlich haben wir nur zwei Tage!
Die Überfahrt von Lipari nach Stromboli am späten
Vormittag machte bei strahlendem Sonnenschein und
ruhigem Meer Hoffnung, dass zumindest das Wetter hielt.
Ungläubig schauten wir bei der Ankunft vor Ginostra auf
die neue Mole, die im letzten Winter stark beschädigt
worden war. Das Fährschiff der Siremar lag draußen auf
See und konnte nicht anlegen. Vor 5 Jahren hatten wir
schon einmal einen Sturm auf Stromboli erlebt und kamen
gerade noch mit dem letzten Aliscafo von der Insel,
bevor der Betrieb eingestellt wurde.
Vorbei an der Sciara del Fuoco, der Feuerrutsche, führte die
Fahrt. Der Vulkan schickte uns einen ersten kurzen Gruß
mit der dicken Rauchwolke einer Eruption. Wir legten im
Ort Stromboli an und bezogen unser Quartier.
Zum vereinbarten Starttermin um 16.30 Uhr
zunächst die gute Nachricht: wir dürfen bis zum Gipfel
aufsteigen, dann die weniger gute hinterher: wir dürfen
dort nur zehn Minuten verweilen. Der Stromboli ist zur
Zeit extrem aktiv. Dafür werden 40 Minuten an den
Schutzhütten unterhalb des Gipfels eingeplant.
Bei „Magmatreks“ werden die Schutzhelme ausgefasst.
Wieso eigentlich „Magmatreks“? Bis in den Krater hinein
zum Magma kommt ja wohl keiner und wenn das Gestein
ausgeworfen wird, heißt es Lava. Na egal, jetzt geht es
jedenfalls los, mit Bergführer versteht sich. Der
Aufstieg allein ist schon seit geraumer Zeit verboten.
Wir gehören zur „Gelbhelm-Gruppe“, es gibt noch die
Rothelme, die Grauhelme...
So etwa einhundert Leute nehmen die immerhin
900 Höhenmeter
in Angriff, in mehreren Gruppen immer in einem gewissen
Abstand. Der Bergführer der Gelbhelme spricht englisch.
Immerhin kann man so einiges über den Vulkan erfahren.
Bei italienischen Ausführungen hätten wir nur „Bahnhof“
verstanden. Reger Sprechfunkverkehr zwischen dem
Bergführer und dem Büro im Ort. Wird die Sache doch noch
vor dem Gipfel abgebrochen oder wollen die sich nur
wichtig tun? 19.20 Uhr erreichen wir die Schutzhütten
unter dem Gipfel, mittlerweile behelmt. „Enjoy“ wünscht
der Bergführer. Was soll das jetzt? Es ist noch hell.
Wir schauen schräg hinüber zu den Kratern und können
gegen die untergehende Sonne kaum etwas erkennen.
Immerhin gibt es nach wenigen Minuten eine Eruption aus
einem Seitenkrater. Zu sehen mühsam, zu filmen kaum,
Foto = „null Chance“. Dann kommt endlich die
Aufforderung zum Gipfelsturm.
Wir erreichen den Gipfel in wenigen Minuten. Aber
es ist immer noch hell. Und es geht richtig los.
Eruptionen im Zwei- bis Dreiminutentakt. Es wird endlich
dunkel. Unfassbar was da passiert. Keiner denkt mehr
über den eisigen Wind nach und wie lange wir da oben
stehen. Irgendwann fangen mir die Hände an zu zittern –
vor Kälte. Egal, spielt keine Rolle. Alles mitnehmen,
keine Zeit, noch etwas anzuziehen (steckt alles im
Rucksack und wird später wieder unbenutzt nach unten
getragen).
Dann kommt leider das Signal zum Abstieg. Wie lange
waren wir eigentlich am Gipfel? Ich hatte vergessen auf
die Uhr zu schauen. Hinterher diskutierten wir darüber.
Keiner wusste es so genau. So etwa 30 Minuten? Der
Abstieg mit Taschenlampe dauerte 90 Minuten. Lange
konnte ich danach nicht einschlafen.
Welches Glück wir eigentlich hatten, zeigte sich am
nächsten Tag. Der Gipfel in Wolken. Wir hatten vor, bis
zum Aussichtspunkt in 400 Meter Höhe zu gehen, auf dem
Platz auf dem wir vor fünf Jahren standen, und den
Vulkan in Ruhe und bei Dunkelheit zu beobachten. Auch am
Abend war der Gipfel noch wolkenverhüllt. Leicht
enttäuscht stiegen wir zum alten Observatorium ab, einer
Pizzeria mit Blick zum Vulkangipfel. Und tatsächlich,
gegen 21.30 Uhr zog es auf und der Gipfel wurde frei,
pünktlich nach dem Abendessen. Fasziniert schauten wir
nach oben. Wieder folgten Eruptionen in kurzen
Abständen. Die Bilder 14 und 15 der Diashow
„Aufstieg
zum Vulkan“ zeigen Aufnahmen, die ich mit dem
Superzoom-Objektiv machen konnte. Nach einigen Minuten
legte ich die Digicam zur Seite, um das Spektakel in Ruhe
genießen zu können. 23.15 Uhr endete die Vulkanshow, der
Gipfel verzog sich wieder hinter einer Wolke. Wir hatten
genug gesehen, für dieses Mal...
Einige Fakten zum Schluss:
Der Aufstieg wird heute über eine
neue Route
durchgeführt (siehe
Abbildung hier...) und darf nur mit Bergführer
unternommen werden. Es gibt verschiedene Büros, in denen
man sich anmelden kann. Die Gebühr für den Bergführer
betrug bei unserem Besuch 25,- Euro. Wer den Gipfel
besteigen will, sollte unbedingt in Bergschuhen gehen,
eine Taschenlampe mitnehmen und genügend warme Kleidung
(und diese bei der letzten Pause vor dem Gipfel auch
anziehen). Meist herrscht starker Wind am Gipfel und da
man längere Zeit ruhig steht, wird es schnell kalt. Auch
wenn man das im Moment vielleicht gar nicht spürt. Wer
von Stromboli abreist und direkt zum Flieger nach
Catania will, sollte einen Tag mit Zwischenübernachtung
einplanen. Es ist nicht sicher, dass man jeden Tag von
Stromboli mit dem Schiff zurückkommt. Der einzige
Landungssteg ist sehr windanfällig und wird bei Sturm
von den Schiffen nicht angefahren.
Die besten Eindrücke der Tour vermitteln die Bilder der
beiden Diashows und der Videoclip.
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