Der Ätna empfängt uns
mit „Kaiserwetter“. Nach den beiden Schlechtwettertagen
am Vesuv scheint uns heute das Glück zur Seite zu
stehen. Wer auf den Ätna-Gipfel möchte, braucht schönes
Wetter. Ende April 2009 lag noch jede Menge Schnee im
Gipfelbereich. Meterhoch türmten sich die Schneewände
durch die wir später mit dem Jeep-Bus fahren werden.
Aber der Reihe nach.
Als günstiger Startpunkt für eine Gipfeltour gilt der
kleine Ort Nicolosi am Südhang des Vulkans. Man muss
sich nicht erst durch den Verkehrsgau Catanias kämpfen,
um auf die Zufahrtsstraße zum Ätna zu gelangen. Mit dem
Auto erreichen wir in reichlich dreißig Minuten die
Talstation der Seilbahn in 1.923 Meter Höhe. In wenigen
Minuten gelangen wir bis in eine Höhe von 2.500 Meter.
Glücklicherweise ist die Bahn wieder in Betrieb. Sie
wurde beim Ausbruch des Vulkans 2001 zu großen Teilen
zerstört. Von der Bergstation der Drahtseilbahn ist es
möglich, mit Spezialbussen bis auf eine Höhe von fast
3.000 Meter zu fahren. Ab hier geht es eigentlich nur
noch mit Bergführer weiter, eigentlich...
Wer ein Ticket für die Seilbahn und den Bus kauft, hat
den Bergführer praktisch mit bestellt.
Wir machen uns bereit für den Gipfel. Rechts über uns
dampft der Südostkrater, der erst bei einem Ausbruch
1979 entstand. Wir wollen aber zur Bocca Nuova, einem
der beiden Gipfelkrater, der sich 1968 bildete. Die
Gipfelkrater sind durch strombolianische Aktivitäten
gekennzeichnet. Wenn hier auch bei weitem nicht so
häufig Lava und Gestein ausgeworfen wird, wie am
Stromboli, so ist doch Vorsicht geboten. Auf einen
Schutzhelm sollte man keinesfalls verzichten. Der Wind
auf 3.000 Meter bläst kräftig, die Temperatur liegt
„gefühlt“ im Minusbereich, auch wenn sie tatsächlich +8
°C beträgt. Der Aufstieg beginnt. Eine breite Fußspur
weist uns den Weg durch den Schnee. Markierungen gibt es
nicht. Aber verlaufen kann man sich ja kaum noch.
Schließlich gibt es in dieser Höhe keine anderen Berge
weit und breit. Geht es zunächst noch recht sanft
bergan, wird es später steiler. Der Schnee ist
verharscht und glatt, die Luft wird dünner. Vorsichtig
setzen wir die Schritte unterhalb des Gipfels. Und dann
ist es geschafft. Wir stehen einige Meter vor der Bocca
Nuova. Viel höher geht es nicht mehr. Helme aufsetzen
und langsam an den Kraterrand gehen, aber bitte etwas
Respektabstand einhalten. Das Gelände auf dem wir uns
jetzt bewegen ist noch „jung an Jahren“ und
wahrscheinlich in dieser Form auch nicht von langem
Bestand. Aus dem Krater dampft es gewaltig. Lava- oder
Gesteinsauswürfe erleben wir allerdings nicht. Trotzdem
sind wir alle stark beeindruckt. Die Gefahr am
Kraterrand von herausgeschleudertem Material getroffen
zu werden, sollte auch bei günstigen Verhältnissen nicht
unterschätzt werden. Nach Medienberichten ist Anfang
Dezember 2008 ein Fotograf am Ätna ums Leben gekommen.
Die Auslöser der Digicams klicken. Die wichtigsten
Eindrücke versucht aber jeder im Kopf „abzuspeichern“.
Die Kälte dringt langsam durch Fleece und Jacken. Wir
bereiten den Abstieg vor. Auch hier ist im ersten
Abschnitt wieder Vorsicht geboten (steil, verharschter
Schnee).
Bei immer noch fast wolkenlosem Himmel erreichen wir die
Endstation der Jeep-Busse und fahren bis zur Bergstation
der Seilbahn. Wir entschließen uns bis zur
Talstation der Bahn zu Fuß abzusteigen, eine
Genusswanderung durch den hohen Schnee über die
Abfahrtspiste der Skifahrer, die nicht mehr unterwegs
sind. Schließlich fehlt im unteren Teil des Hanges der Schnee.
Auf der Rückfahrt nach Nicolosi halten wir an der
Straße SP2 zum Ätna (etwa bei Kilometer 26 –
Kilometerangaben der Beschilderung beachten) noch
einmal. Bei Bauarbeiten ist man hier auf eine riesige Lavatube gestoßen, die man begehen kann. Allerdings nur
mit Taschenlampe. Etwa 200 Meter geht es hinein – und
wieder zurück, denn einen anderen Ausgang gibt es nicht.
Zusammenfassend noch einige Daten zum Ätna und zu
unserer Tour:
Der Ätna gilt mit etwa 3.350 Meter Höhe (eine fixe
Angabe kann es wegen der häufigen Ausbrüche nicht geben)
und einer Fläche von 1.250 km² (diese Fläche bedeckt
zumindest die Lava des Vulkans) als größter aktiver
Vulkan Europas. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts ist er
daueraktiv, seit 2008 gibt es einen seit elf Monaten
andauernden permanenten Lavastrom auf der Ostseite des
Berges (Stand 30. April 2009).
Für den Aufstieg zum Gipfel sollte man folgendes
beachten: die erste Bergbahn fährt 9.00 Uhr, ab Ankunft
auch die ersten Busse bis auf etwa 3.000 Meter Höhe. Wer
auf den Gipfel will, muss einen Bergführer nehmen, wenn
er ein Ticket Bergbahn/Bus löst. Prinzipiell kann man
aber auch von der Talstation der Bergbahn aus laufen.
Das sind dann allerdings etwa 1.300 Höhenmeter. Wir benötigten
für den Aufstieg von der Rifugio Alpina (provisorische
Berghütte, Endstation der Geländebusse) bis zur Bocca
Nuova 1h 45 min. (10.45 Uhr bis 12.30 Uhr). Der Preis
für Seilbahn-Bus(-Bergführer-Bestellung) betrug 55,-
Euro (Hin- und Rückfahrt).
Die besten Eindrücke der Tour vermitteln die Bilder der
beiden Diashows und der Videoclip. |