30. 09.2008   Teuchi, worauf hast du dich da bloß eingelassen, denke ich beim Anblick der Menschenmassen, wir haben eine „Startgewicht“ von 105 Personen, 62 Träger schleppen unsere Ausrüstung. Sie bekommen jeder 500 NP Rupees Tageslohn, oben im Schnee dann 700, vor drei Jahren gab´s noch die Hälfte. Für unsere Tukuche-Expedition wird auf dem kürzeren Weg durchs Kali Gandaki-Tal ebenfalls Material hochgebracht, auf den Rücken von 16 Maultieren. Jedes Tier kostet pro Tag 1.500 NP Rupees. Eine große logistische Herausforderung für Niru und Ganesh, nie zuvor hatten sie eine so große Gruppe zu betreuen. Meine größte Gruppe war bisher 8, jetzt sind wir 23 (in Worten: dreiundzwanzig!) Touristen. In den nächsten Tagen werde ich entspannter, da die meisten von uns Sachsen sind, recht gemütlich, freundlich, umgänglich, anpassungsfähig und anspruchslos.

Meist ältere Semester, aber auch einige junge Küken sind dabei, die sich aber noch die Hörner abstoßen werden. Am Ende der Reise werde ich einige Freunde dazu gewonnen haben, aber auch um einige Erfahrungen reicher sein. Unsere Porter oder Träger sind alle aus Kathmandu angereist, die hiesigen Träger wären unzuverlässig und würden auch zuviel Lohn verlangen, sagt mir Ganesh. Allerdings sind die Träger aus Kathmandu glaube ich etwas verwöhnter, es wird schon mal um das Gewicht gefeilscht, jeder will das leichteste Gepäckstück haben, keiner mehr als 15 kg tragen. In den nächsten Jahren wird dies wahrscheinlich zu einem echten Problem werden. Von unserer Zeltwiese am Rande Benis überqueren wir auf einer Brücke den Myagdi Khola, tangieren kurz den Ort und es geht auf breiter erdiger Fahrstraße Richtung Westen. In dieser Region lebt der Stamm der Chhetri und Braman, die am höchsten stehenden Kasten Nepals, die auch der ehemaligen Königsfamilie nahestehen. In Chutreni eine kurze Pause, wir kommen vorbei an einer Schule für Kinder etwas besser gestellter Eltern, man sieht es auch an ihrer sauberen Schulkleidung. Hier ist der Weg nur noch für Fußgänger geeignet, die Fahrstraße windet sich in schlammigen Serpentinen außerhalb der Orte um die Bergtäler.

Unterwegs sehen wir die reiche Pflanzenwelt Nepals, hier noch viele Nutzpflanzen, wie die kleinen grüngelben Blätter des Ingwer und große Yamswurzelblätter, auf den Feldern Reis, der noch einen Monat zur Ernte braucht. Hier kann zweimal im Jahr geerntet werden, unten im Terai bis dreimal. Phadindra erzählt, dass es diesen Sommer große Unwetter in Nepal gab, der Monsun gewaltig und regenreich wie nie in den Jahren zuvor wütete, allein in der Region Pokhara sind 41 Wohnhäuser mitsamt ihren Bewohnern weggeschwemmt worden. Auch auf unserem Weg müssen wir über einige neu entstandene, tief ausgespülte Seitentäler klettern. Kurz nach Chutreni kommt die „Straße“ wieder zum Vorschein. Wir nehmen aber meist den Fußweg, der die elende Piste abkürzt. Zur Zeit starten auch meine nepalesischen Freunde Pasang Tamang und Dorje Rai mit einer österreichischen Gruppe ins Dolpo, verrät mir Phadindra. Nach drei Stunden erreichen wir den Ort Tatopani = heißes Wasser, der kleinere Bruder des „richtigen“ Tatopani im Kali Gandaki-Tal, auch hier kann man am Fluss Myagdi in heißen Quellen baden. Wir ziehen es vor, unser Luch auf einer riesigen blauen Plane einzunehmen. Viele müssen sich erst daran gewöhnen, zwei Stunden Pause zu machen, drängen nach kurzer Zeit zum Weiterwandern. Die lange Rast ist aber beim Zelttrekking normal, weil ja auch reichlich für uns gekocht wird und die Träger nachkommen müssen, die sich ihr Essen, Daal Bhaat, Reis und Linsen, selbst unterwegs kochen müssen. Immer am rechten Flussufer entlang laufen wir über Masar nach Simalchaur, überqueren auf großen Steinen den zehn Meter breiten Neware Khola. Hier treffen wir wieder auf die Erdpiste, auf der kleinere gutbesetzte geländegängige Busse und Jeeps älterer Bauart unterwegs sind. An einem relativ warmen Seitenbach lassen wir unsere Kleider fallen, legen uns eini in die kühlenden Fluten zwischen die Steine im Bachbett. Ein Genuss.

 Den Weg säumen viele Wasserfälle, die von den hohen grünen Bergen herabstürzen. Unser Ziel heute ist Babiyachaur (950 m). Auf dem Schulhof werden die vielen Zelte errichtet, die Kinder umringen uns interessiert, sie in möchten pens und sweets, Stifte und Süßigkeiten von uns haben. Neugierig studieren sie meine Wanderkarte, entziffern die Ortschaften der Umgebung. Über die ältere rechte der beiden nebeneinander liegenden Hängebrücken gelangen wir an eine Sandbucht des reißenden Myagdi-Flusses, baden und waschen uns dort, müssen aufpassen, von der starken Strömung nicht weggerissen zu werden. In einer kleinen Kneipe trinken wir noch ein Bier. Die Preise werden mit der Höhe der Orte ansteigen, hier noch 135, später bis 300 Rupees, ein Tee kostet hier 5 Rupees. Telefonieren ist in einigen Orten zentral möglich, hier kostet die Minute nach Deutschland 80 Rupees.

 + 335/ - 145 m in 7:15 Std. (2 Std. Pause)
 


Fenster schließen