Nyksund auf der Vesterålen-Insel Langøya heißt die erste
Station unserer Tour durch die norwegische Inselwelt
einhundert Kilometer nördlich des Polarkreises. Vom
Flughafen Evenes ging es am 16.08.2009 mit dem Kleinbus
von
Elch Adventure Tours über Sortland und Myre auf einer
Schotterpiste in den kleinen Ort. Einst war Nyksund ein
blühendes Fischerdorf. Vor allem im Winter zog es viele
Fischer wegen der Nähe zu den Fischgründen hierher.
Im Ort entstand sogar eine eigene Fischkonservenfabrik.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der kleine Ort an das
Stromnetz angeschlossen. Weil der Fischereibetrieb über
die ganze norwegische Küste auf viele kleine Dörfer
verteilt war, wurde dem Staat die Unterhaltung zu teuer.
Dieser Sparpolitik fiel auch Nyksund zum Opfer. 1972
wurden die ehemaligen Einwohner mit staatlicher
Unterstützung nach Myre umgesiedelt. Nyksund
geriet in Vergessenheit und verfiel immer mehr. Ein
internationales Projekt rettete die kleine Siedlung.
Nyksund wird wieder aufgebaut als Traditionsort
vergangener Fischereikultur und als Unterkunft für die
immer zahlreicher werdenden Touristen. Strom gab es ja,
inzwischen auch Telefon und fließend warmes Wasser.
Neben mehreren Herbergen haben im Sommer jetzt auch ein
Café und ein Laden sowie eine Galerie und ein Museum
geöffnet. In einer dieser Herbergen, der Holmvik Brygge,
von einem Deutschen bewirtschaftet, fanden wir
Unterkunft für vier Tage.
Neben
kurzen Touren auf die umliegenden kleineren Berge führte
unsere erste Wanderung auf den Hausberg der etwa zehn
Kilometer entfernten Stadt Myre, den 330 Meter hohen
Myretinden. Es wurde wirklich nur eine kleine
Einlauftour bei kräftigem Wind und einem Mix aus
dunkleren Wolken und kurzen Aufheiterungen. An diesem
Tag blieb es (noch) trocken und wir konnten die
herrliche Aussicht auf die steil aus dem Meer
aufragenden Felsen genießen. In der Hoffnung auf
besseres Wetter und ruhige See für die kommende
Walbeobachtungsfahrt an nächsten Tag kehrten wir nach
Nyksund zurück.
Am nächsten Tag scheint tatsächlich die Sonne,
allerdings herrschte ein kräftiger Wind und so wurde die
von Stø beginnende Walbeobachtungsfahrt vom Veranstalter
abgesagt oder besser gesagt, verschoben - auf den
nächsten Tag. Wenn nicht per Schiff, dann eben zu Fuß.
Gleich hinter Nyksund (auf der Karte unten mit 19
bezeichnet) beginnt eine anspruchsvolle
Rundwanderung über den angrenzenden Gebirgszug bis Stø
und wieder zurück nach Nyksund – siehe Karte. Die Tour
wird mit ca. 15 km angegeben und führt optional über den
517 Meter hohen Gipfel des Sörkulen. Da wir von
Meereshöhe aufsteigen, werden es am Ende fast 900
Höhenmeter, die wir in mehreren Aufstiegsetappen
zurücklegen, bei über sechs Stunden Gehzeit. Der Weg ist
gut markiert, der einzige durchgehend gekennzeichnete,
wie
wir
später noch erfahren werden. Es geht zunächst steil
bergan (auf der Karte 19-16). Zwei kleine Seen bleiben rechts liegen. Hinter
einer Weggabelung (auf der Karte 16), hier werden wir später von Stø wieder
ankommen, folgen einige recht ausgesetzte Stellen (auf
der Karte 22-23), ein
kleiner Vorgeschmack, was uns später auf den Lofoten
noch häufig erwarten wird. Dann wird der Weg angenehm.
Er verläuft über ein Hochplateau, der Finngamheia (auf
der Karte 24), bis zu einem Sattel vor dem Sörkulen (517
m, auf der Karte 25). Wer will, kann den Aufstieg zum Gipfel mitnehmen.
Wollen wir natürlich. Der Abstecher vom Wanderweg dauert
etwa 30 Minuten und beinhaltet eine leichte
Klettereinlage und den Abstieg über ein Geröllfeld, auch
ein Vorgeschmack auf spätere Abstiege. Vom
Gipfel bietet
sich eine herrliche Sicht über das Meer, über das
allerdings eine dunkle Wolke Regen heranbringt. Schnell
die Regensachen ausgepackt und abgestiegen. Die
Regenwolke zieht an uns vorbei. Wir laufen in Richtung
Stø, also zur äußersten Nordspitze der Insel Langøya.
Links schauen wir an der Steilküste nach unten und
erblicken den ersten Traumstrand, weißer Sand und völlig
einsam (auf der Karte 27 - 31). Der Abstieg (auf der
Karte 32,33) in den kleinen Fischerort ist steil
und es wird nass. Die nächste Regenwolke erwischt uns
nun doch.
Im
Ort Stø angekommen, trocknen wir unsere Sachen im Cafe
auf dem Campingplatz (auf der Karte 1). Der Kuchen schmeckt vorzüglich.
Aber wir haben noch ein ganzes Stück Weg vor uns. An der
Küste entlang passieren wir unseren Traumstrand (auf der
Karte 6,7). Uta
muss es einfach ausprobieren. Bei geschätzten 14 Grad
geht es ins Wasser. Nichts für mich. Die Außentemperatur
ist kaum höher. Angenehm zum Laufen, nicht zum Baden,
zumindest für meinen Geschmack. Wir müssen zum Abschluss
nochmals den Bergrücken überwinden, der uns von Nyksund
trennt und den wir schon beim Tourstart erklommen
hatten (auf der Karte 16). Eine ganz schön schweißtreibende Angelegenheit
zum Abschluss einer sehr schönen Wanderung. Kurz vor
Nyksund erwischte uns dann noch ein Regenschauer. Es
sollte nicht der letzte sein.
Dritter Tag und letzter Versuch zur
Walbeobachtungsfahrt. Am nächsten Tag wollten wir
schließlich
auf die Lofoten weiterfahren. In Stø angekommen,
erfuhren wir vom Veranstalter 'Arctic Whale Tours', dass die Fahrt um zwei Stunden auf 14.00
Uhr verschoben werden soll. Dann wird sich der Wind
legen, versprach man. Es gab uns die Gelegenheit, die
umliegenden kleinen Orte zu erkunden, zum Beispiel
fuhren wir mit unserem Minibus durch das Örtchen mit dem
interessanten Namen „Klo“. Außer dem Namensschild hatte
es allerdings wenig zu bieten. Eine alte Holzkirche und
schöne Strände mit feinem Sandstrand luden da eher zum
Verweilen ein. 14.00 Uhr Stø, die Walbeobachtungsfahrt
wird nochmals um zwei Stunden verschoben. 16.00 Uhr: Eine
lange Ansprache (in englisch), dass man es riskieren
will, mit dem Kutter herauszufahren, aber sicher werden
einige seekrank. Und vielleicht muss man auch umkehren.
Wer will, kann sich das Geld zurück geben lassen. Viele
wollen. Auch die meisten von uns. Also kehren wir
unverrichteter Dinge zurück nach Nyksund. Einen weiteren
Versuch wird es für uns nicht geben. Morgen geht es nach
Unstad auf die Lofoten.
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