Anreise:
mit dem Auto ab
Bautzen (A4) – entweder über B96 Oppach – Ebersbach
–Oderwitz (Oberoderwitz) oder die B6 und B178 über Löbau
(Ortsumgehung/Schnellstraße) – Strahwalde –Oberoderwitz
In Oderwitz, Ortsteil Oberoderwitz in der Nähe des
Bahnhofs in die Spitzbergstraße abbiegen (Beschilderung
Sommerrodelbahn folgen). An der Sommerrodelbahn vorbei
(Parkplatz nur für Besucher der Rodelbahn) einige
hundert Meter weiter bis zu einem Parkplatz direkt neben
der Straße (2011 gebührenfrei).
Beschilderung Spitzberg folgen, Weg ist markiert. Bis
zur Baude auf dem Gipfel des Spitzbergs (510 m) etwa 15
bis 20 Minuten Fußweg.
Der
Weg zum Spitzberggipfel ist vom beschriebenen Parkplatz
aus leicht zu finden und ohne Anstrengung zu meistern.
Wir erreichen über einen Waldweg zunächst die
Spitzbergbaude und sehen gleich dahinter die
Gipfelklippen des 510 m hohem Berges. Hier hat der
Betreiber des Oderwitzer Sportartikelgeschäfts Volker
Heinrich einen Klettergarten für Kinder angelegt.
Leichte Wege, die sich gut absichern lassen, eignen sich
gut für erste Kletterversuche. Wir kennen das Gebiet
nicht und wollen deshalb zunächst auf den Gipfel
steigen, um uns zu orientieren. Links erblicken wir den
Ausstieg aus dem ersten Klettersteig und treffen uns mit
dem Erbauer, dem bereits genannten Volker Heinrich. Er
kaufte das „vermüllte“ und zugewachsene Gelände am
Gipfelbereich vor einigen Jahren einem Bauern ab.
Vermessungsmarken zeigen den Verlauf seiner
Grundstücksgrenze.
Volker Heinrich erklärt uns das
Gebiet, zeigt die Einstiege der beiden Klettersteige und
führt uns auf den etwas abseits gelegenen und
ungesicherten
Hauptgipfel des Ostpfeilers. Er erläutert
uns seine Philosophie der Erschließung. Die ist nicht
unbedingt konform mit der Ansicht vieler Umweltschützer,
was zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung im Jahr
2004 führte. Seine Ziele hat Heinrich weitgehend
umgesetzt, auch wenn einige Kletterer die Sportrouten
für „übersichert“ (viele Bohrhaken) und für zu
offensichtlich markiert halten. Es ist eben ein
ausgewiesenes Sportklettergebiet, nichts für die
konservative Riege der sächsischen Sandsteinkletterer.
Wegen der Meinungsverschiedenheiten fand auf Heinrichs
Intervention der Spitzberg bisher auch keine Aufnahme in
aktuelle sächsische Kletterführer.
Die bisher etwa 60
angelegten Kletterwege sollen bis Schwierigkeit X
(sächsisch) gehen, was ebenfalls von einigen Kletterern
angezweifelt wird. Aber das ist nicht unser Thema. Wir
sind keine Kletterer im eigentlichen Sinne sondern
„Stiegenfreunde“ und auf der Suche nach nicht zu
anspruchsvollen Klettersteigen. Dass der Erbauer für das
Anlegen seiner Wege und Klettersteige zu schwerer
Technik und sogar zu Sprengstoff griff, sei an dieser
Stelle nicht diskutiert. Nach Gerichtsbeschluss ist der
angelegte Klettergarten jedenfalls legal. Nur ein
Problem gibt es für das Projekt „längster Klettersteig
Deutschlands nördlich der Alpen“: Die Gemeinde Oderwitz
untersagte per Gemeinderatsbeschluss den weiteren
Ausbau über die Grenzen
des privaten Grundbesitzes hinaus. So
enden beide Klettersteige, die eigentlich zu einem
verbunden werden sollten, an Heinrichs
Grundstücksgrenze. Nach seiner Aussage wäre der
Weiterbau bereits vereinbart gewesen. Deshalb gibt es
Stahlstifte zum auf Gemeindeland liegenden
Aussichtsgipfel, die nun wieder entfernt werden sollen.
Der Entwurf des Klettersteigs sah vor, dass vom jetzigen
Ausstieg des Riesenboulders der Weg über sogenannte
Balancen – eine solche wurde kürzlich am Ausgang des
Nonnensteigs in Jonsdorf angelegt – zu den naheliegenden
Gipfeln weitergeführt werden sollte. Volker Heinrich
will im kommenden Jahr einen bekannten ehemaligen
bundesdeutschen Politiker und Bergfreund zur Vermittlung
einschalten. Warten wir es ab...

Schauen wir uns die beiden jetzt existierenden
Klettersteige einmal näher an.
Von der Spitzbergbaude führt ein mit Geländer
gesicherter Weg um den Südpfeiler herum nach unten und
damit zum Einstieg des längeren und schwierigeren der
beiden Steige.
Name des Klettersteigs: Riesenboulder
Schwierigkeit: C/D (nach Aussage Volker
Heinrichs)
Länge: ca. 100 m, Höhenunterschied ca. 40 – 50 m
(geschätzt), keine verlässliche Quelle bekannt.
Wie bei vielen Klettersteigen beginnt es mit hoher
Schwierigkeit. Hier soll sich gleich die „Spreu von
Weizen“ trennen. Wer am Einstieg schon Schwierigkeiten
hat, sollte nicht weitersteigen. Es ist kein Problem,
nach einigen Metern die Begehung abzubrechen, denn der
Klettersteig beginnt als Querung nur wenig über dem
Grund. So kommt bestimmt kein Gefühl der Höhenangst auf.
Die eigentliche Schwierigkeit besteht darin, dass der
Erbauer gänzlich auf künstliche Tritte (Klammern,
Stahlstifte) verzichtet hat. Ein Stahlseil dient nur der
eigenen Sicherung mittels Klettersteigset. Die Tritte
muss sich jeder am Fels selbst suchen. Nach der ersten
Querung mit kleinen Tritten gelangt man zu einem Absatz,
findet hier einen guten Standplatz und kann die nächste
Querung in Angriff nehmen. Nun geht es bergan bis zu
einem breiten Absatz. An dieser Stelle befindet sich der
letzte „Kneiferausstieg“. Denn ab hier wird es richtig
steil. Fast senkrecht geht es in die Wand. Viele Tritte
sind für den Einstieg in die Steilpassage nicht zu
finden. Wer sich hier nur versucht, am Seil
hochzuziehen, wird bald ein Kraftproblem bekommen. Zum
Glück gibt es aber auch im Steilstück immer wieder
Plätze mit breiteren Tritten, die man als Standplatz und
damit für kurze Pausen nutzen kann. Am Ausstieg wird es
dann wieder etwas flacher. Als Belohnung erhält man nach
der Bewältigung des Steigs vom Vorgipfel eine grandiose
Aussicht. Weiter geht es erst einmal nicht. Der Weg zum
Hauptgipfel ist zwar markiert (Stahlstifte für die
Seilführung?) aber nicht ausgebaut – siehe Ausführungen
oben.
Der Zugang zum zweiten Klettersteig ist etwas
schwieriger zu finden. Zu ihm führt der Jägersteig, der
allerdings weder markiert noch durch ein Hinweisschild
gekennzeichnet ist. Wenn man von der Spitzsteinbaude auf
die Gipfelklippen (Kinderklettergarten) zugeht, führt
nach links ein mit Geländer gesicherter Weg zu den
Aussichtspunkten am Hauptgipfel. Unmittelbar vor Beginn
des Geländers zweigt hinter einem großen Baum der Pfad
steil nach unten ab. Über diesen Steig gelangen wir nach
weniger als fünf Minuten zum Anfang des anderen
Klettersteigs.
Name des Klettersteigs: Apollofalter
Schwierigkeit: B (nach Aussage Volker Heinrichs)
Länge: ca. 50 -60 m, Höhenunterschied ca. 30 m
(geschätzt), keine verlässliche Quelle bekannt.
Am Einstieg geht es zunächst steil nach oben. Wir
überwinden schnell etwa 15 Höhenmeter. Danach kommt eine
Querung im Hang, weniger steil zur anderen Seite des
Felsens und der Übergang zum nun wieder steil
verlaufenden Weg zum Ausstieg. Da wir die Klettersteige
selbst noch nicht begangen haben, kann ich leider keine
genauere Beschreibung zum Apollofalter geben. Die
Querung ist weder von unten noch vom Gipfel genau
einzusehen.
Weshalb haben wir auf die Wege verzichtet? Ich hatte
zwar das Klettersteigset im Rucksack, aber zwei Umstände
hielten mich davon ab, gleich loszulegen. Der wichtigste
Grund: Vor allem am Apollofalter war es nass. Zwar waren
wir an einem herrlichen Sonnentag hier, aber eben Ende
Oktober. Der starke Moosbewuchs am Felsen lässt nichts
Gutes ahnen. Hier ist es wahrscheinlich fast immer
feucht. Ich hatte die ersten 3 – 4 Meter am Einstieg
ausprobiert und mit meinen normalen Wanderschuhen kaum
Halt gefunden. Der Porphyr, aus dem die Felsen bestehen,
mag bei Trockenheit durchaus griffig sein, bei
Feuchtigkeit jedenfalls nicht. Der zweite Grund für den
Nichtaufstieg: meine Schuhe. Ich werde bei einem
Aufstiegsversuch auf jeden Fall auch - wie die beiden
Bergfreunde, die wir am Riesenboulder beobachten konnten
- Kletterschuhe anziehen.
Fazit:
Für uns lohnt sich ein Besuch des Spitzberges wegen der
relativen Nähe auf jeden Fall. Für Anreisende aus
größerer Entfernung lässt sich die Begehung der
Klettersteige mit einem Besuch im Zittauer Gebirge
verbinden (Nonnensteig, Alpiner Grat). So hat man gleich
vier Klettersteige in unmittelbarer Umgebung.
Beide Klettersteige sind durchaus anspruchsvoll,
zumindest für typische Mittelgebirgswanderer, zu denen wir
gehören. Wer in den Alpen Sportklettersteige
geht, wird sich vielleicht nur ein müdes Lächeln
abringen, hier sind die Berge aber nun mal kaum 500
Meter hoch. Empfehlen kann ich das Begehen aber nur bei
Trockenheit und mit Kletterschuhen. Es sei nochmals
ausdrücklich darauf hingewiesen: Es gibt bei beiden
Klettersteigen keine künstlichen Tritte und Hilfen für
die Füße!
Klettersteige Spitzberg Oberoderwitz auf einer größeren Karte anzeigen
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