Sardinien in „Vor-Corona-Zeiten“

Wandern und Kultur auf Sardinien

Sardinien - unterwegs am Monte Limbara

Unsere Reise nach Sardinien liegt bereits 22 Monate zurück. Damals schien die Urlaubswelt noch in Ordnung. So ganz war sie es aber auch im Herbst 2019 nicht (mehr). Während unseres Aufenthalts erfuhren wir von der Insolvenz des Großveranstalters Thomas Cook. Zum Glück waren unser „Rundumsorglospaket“ nicht betroffen. Wir hatten die einwöchige Wandertour über den Dresdner Reiseveranstalter Eberhardt Travel gebucht unter anderem deshalb, weil der Veranstalter einen eigenen Charterflug ab Dresden-Klotzsche organisiert hatte.

Los ging es am 19. September früh am Morgen ab Flughafen Dresden nach Olbia, dem Flugplatz im Nordosten der Insel Sardinien. Ein Bustransfer brachte uns zur schönen Hotelanlage „Corte Rosada“ bei Alghero an der Nordwestküste der Insel.

Flug von Dresden nach Olbia (Sardinien) Hotelanlage "Corte Rosada" bei Alghero Hotelanlage "Corte Rosada" bei Alghero Hotelanlage "Corte Rosada" bei Alghero

Die erste Wanderung führte uns am nächsten Tag zum Punta Giglio am Capo Caccia. Der Hinweg verläuft nahe der Küstenlinie mit herrlichem Meerblick bei sonnigem Wetter und angenehmen Temperaturen. Immer wieder schweift der Blick von den weißen Kalkfelsen der Steilküste in das türkisblaue Wasser und auf das gegenüberliegende Ufer der Bucht mit dem „schlafenden Riesen“.

Zurück geht es durch den Wald, der in der Mittagswärme angenehmen Schatten spendet. Die kleine Wanderung über 9 Kilometer und einem Anstieg bis auf 90 Meter über dem Meer endet am frühen Nachmittag. Es bleibt noch ausreichen Zeit für eine Stadtbesichtigung der Hafenstadt Alghero.

Ein Bummel durch die kleine Stadt (43.000 Einwohner) mit ihren vielen mittelalterlichen Baudenkmälern ist lohnenswert. Dicke Mauern umschließen die Altstadt, die auf einem Felsvorsprung liegt. Schmale Gassen führen zu den Plätzen und der Kathedrale Santa Maria, die aus dem 16. Jahrhundert, allerdings später mehrfach umgebaut wurde.

am Capo Caccia am Capo Caccia Alghero Alghero

Am folgenden Tag ist eine Wanderung entlang der vulkanischen Küste bis in das kleine Städtchen Bosa geplant. Der Weg ohne große Höhenunterschiede führt vorbei an zahlreichen kleinen Badebuchten. An einer dieser Buchten mit ihrem schönen Sandstrand legen wir einen Zwischenstopp ein und erfrischen uns im kühlen Nass. Unterwegs treffen wir immer wieder auf einen der noch gut erhaltenen Wachtürme, die in früheren Zeiten zur Warnung vor nahenden Piraten erbaut wurden.

Den Abschluss der etwa 8 Kilometer langen Wanderung bildet eine Weinverkostung im Städtchen Bosa. Im Mündungstal des Flusses Temo – dem einzigen schiffbaren Fluss Sardiniens – wird der bekannte Malvasia-Wein angebaut. Ein besonders starkes Aroma zeichnet den süßen Wein aus. Ist alles Geschmackssache, mir schmeckt der Wein nicht, da er für mich einfach viel zu süß ist.

Zurück nach Alghero geht es mit dem Bus entlang der wild zerklüfteten Küste. Meinen Durst stille ich lieber mit Wasser als mit Wein. Das Trinkwasser (aus der Flasche) wird dann aber noch zum Problem. Denn so schön wie unser Hotel ist, Wasser in größerer Menge möchten wir dort wegen des Preises nicht kaufen. Der nächste Ort mit einer Einkaufsmöglichkeit liegt etwa zwei Kilometer entfernt. Nur muss man den kleinen Shop des Ortes erst einmal finden. Weder bei Google-Maps noch bei Open Street Map findet sich ein Eintrag, aber auf der Karte des tschechischen Dienstes mapy.cz ist der kleine Laden eingetragen. Die tschechischen Karten haben mir schon oft gute Dienste geleistet.

Küstenwanderung nach Bosa Küstenwanderung nach Bosa Küstenwanderung nach Bosa Bosa

Neuer Tag – neue Wanderung. Die dritte Tour führt uns ins Innere der Insel. Im Norden ragen die Berge bis über 1000 Meter auf. Unser Bus bringt uns zum Ausgangspunkt der Wanderung. Ziel ist das Limbara Massivs bei Vallicciola. Durch üppige Kork-, Stein- und Flaumeichenwäldern gewinnen wir langsam an Höhe. Bizarre Granitklippen ragen als Gipfel über die Felsen. Der Monte Limbara mit seinen Funkmasten ist allerdings keine besonders fotogene Kulisse für die Wanderung. Wir setzen die Rundwanderung unterhalb des Gipfels fort und beschließen diese nach 8 Kilometern mit einem Picknick.
Auf der Rückfahrt legen wir einen Zwischenstopp in Tempio ein, einer Kleinstadt mit Häusern, die fast ausschließlich aus dem Granit der Umgebung erbaut wurden, und einem kunstvoll ausgestalteten alten Bahnhofsgebäude, dass man unbedingt besichtigen sollte.

Limbara Massivs bei Vallicciola Limbara Massivs bei Vallicciola Tempio Tempio - ehemaliger Bahnhof

Jetzt wird es schweißtreiben. Eine Gewitterfront näherte sich von Westen der Insel. Zwar erreichte sie uns letztendlich nicht, aber bei drückender Schwüle wird die Küstenwanderung bei Nurra zur Strapaze. Kaum ein Lüftchen geht am bergigen Nordwestzipfel Sardiniens. Die Panorama-Küstenwanderung ist zwar nur 7 Kilometer lang, führt aber durch hügeliges Gelände, über Geröll und ausgewaschene Sanddünen. Viele eigenartig geformte Felsformationen säumen den Weg. Am Bus zur Rückfahrt wartet schließlich eine kleine Stärkung mit dem vom gestrigen Tag übriggebliebenen sardischen Spezialitäten des Picknicks.

Küstenwanderung bei Nurra Küstenwanderung bei Nurra Küstenwanderung bei Nurra Küstenwanderung bei Nurra

Am nächsten Tag hat sich das Gewitter verzogen. Wir können deshalb unsere Küstenwanderung am Golf von Asirana in vollen Zügen genießen. Ausgangspunkt der fünften Wanderung ist die kleine Stadt Isola Rossa. Der Name weist schon auf die roten Felsformationen hin, die uns erwarten werden. Vorbei an herrlichen Aussichtspunkten erreichen wir nach etwa 5 Kilometern die Felsen am Cannedi-Kap. Nach einer kleinen Rast geht es zurück bis an den Stadtrand von Isola Rossa. Unser Bus bringt uns nach Castelsardo. Man sagt, dass die Stadt zu den schönsten Orten ganz Italiens gehört. Der von einer Burg mit gewaltigen Mauern beherrschte Ort liegt auf einem felsigen Kap und hat die Jahrhunderte überdauert. Die renovierte Kathedrale Sant’Antonio abate weist noch Teile ihres Originalbaues aus dem 16. Jahrhundert auf.
Wenige Kilometer außerhalb der Stadt treffen wir auf den einzigen Elefanten Sardiniens. Es handelt sich um ein Felsgebilde, welches von der Form tatsächlich einem Elefanten stark ähnelt. Einst wurde der Felsen als Grabstätte genutzt.

Isola Rossa Castelsardo Castelsardo sardischer Elefant

Die letzte Wanderung unternehmen wir noch einmal im Inneren der Insel. Wir fahren mit dem Bus in die Tafelberge bei Thiesi. Das Gebiet wird gern auch als sardische Auvergne bezeichnet. Heut sind für uns einige Höhenmeter zu bewältigen. Auf den schmalen Wegen der Hirten, teilweise über uralte Trockenmauern, führt unser Weg durch die Hochebene. Der Blick schweift über tiefe Schluchten und unzählige Berge vulkanischen Ursprungs. Nach der Wanderung gibt es ein zünftiges Mittagessen bei sardischen Schäfern. Mit Musik und einer traditionellen Trachtenzeremonie nehmen wir Abschied von dieser herrlichen Gegend.

Tafelberge bei Thiesi alte Grabstätten Trockenmauern

Der Charterflug bringt uns am frühen Morgen des kommenden Tages von Olbia wieder zurück nach Dresden.

Zur Orientierung:

Open Street Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

Open Street Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

 

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