Nach der Absage unserer gebuchten Nepal-Trekkingtour – siehe Blogbeitrag zuvor – begann ich Ende September mit den Vorbereitungen der Rennsteigwanderung. Aus den Erfahrungen meiner ersten Runst vor 10 Jahren kannte ich die wichtigen Kriterien für die Planung der einzelnen Etappen. Es gibt an mehreren Wegabschnitten kaum Variationen für eine Unterkunft, wenn man sich nicht vom Rennsteig entfernen will. Dies ist meist mit zusätzlichen Abstiegen und entsprechenden Aufstiegen am nächsten Tag verbunden. Bei Etappen von meist deutlich über 20 Kilometern wollten wir uns die Zusatzwege ersparen.
Bei der Gehrichtung von Hörschel nach Blankenstein sind die ersten drei Etappen gleich die organisatorisch schwierigsten. Mangels Alternativen begann ich zunächst bei der Quartiersuche im Berghotel Ebertswiese. Auf meine Frage nach einer Übernachtungsmöglichkeit am 07.10. erhielt ich die Auskunft: „Wir haben zur Zeit geschlossen. Versuchen Sie es drei Tage vor der Wanderung noch einmal, eventuell ist dann geöffnet.“ Darauf wollte ich mich nicht verlassen. Also beginnen wir von vorn. Erste Etappe von Hörschel bis zum Hubertushaus (oberhalb von Ruhla). Auch hier laufe ich in Leere. Am geplanten Starttag 06.10. ist das Haus ausgebucht, am 07.10. bekomme ich aber ein Doppelzimmer. Also starten wir einen Tag später, laufen am zweiten Tag nur bis zur Grenzwiese (Hotel Kleiner Inselsberg – Buchung über Booking.com) und dann weiter die 30 Kilometer bis nach Oberhof (Buchung über Booking.com). Die nächsten Unterkünfte lassen sich zum Glück schnell reservieren: Pension „Schöne Aussicht“ in Neustadt am Rennsteig, Rennsteig-Pension Trautwein in Limbach (Scheibe Alsbach), Gasthaus & Pension „Am Rennsteig“ in Spechtsbrunn und schließlich das Gasthaus zum Frankenwald in Grumbach.
Bei der Bestellung machten mich zwei Vermieter auf ein Problem aufmerksam, was uns später auf der gesamten Tour verfolgen sollte: die Versorgungslage. Denn mit Gaststätten oder einer anderen Möglichkeit zum Abendbrot sah es teilweise ganz schlecht aus, auch unterwegs fanden wir nur selten die Gelegenheit für einen Imbiss oder zumindest die Chance, unsere Verpflegungsvorräte aufzufüllen.
Aber dazu später mehr. Jetzt ging es erst einmal los. Die einzelnen Etappen der Rennsteigwanderung habe ich bereits vor 10 Jahren beschrieben. Detaillierte Beschreibungen kann man im Internet nachlesen. Ich will an dieser Stelle kurz von unseren Erlebnissen berichten und damit vielleicht anderen Wanderfreunde Tipps für die Organisation eines ähnlichen Vorhabens geben.
Zu unseren Voraussetzungen:
Wie aus den Eingangsschilderungen schon zu entnehmen ist, wollten wir von „fester Unterkunft“ zu „fester Unterkunft“ wandern, also mit einem Bett und einer Duschmöglichkeit am Abend. Bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich am frühen Morgen und Dauerregen an einigen Tagen erwies sich dies als gute Entscheidung. Einen Gepäcktransferservice, wie ihn diverse Reiseveranstalter anbieten, lehnen wir ab. Wir tragen unseren Rucksack selbst – mit allem, was unbedingt mit muss.
Eine Anreise mit dem PKW nach Hörschel erschien uns nicht sinnvoll. Man müsste vom Endpunkt der Wanderung aus Blankenstein wieder mit dem Zug nach Hörschel. In dieser Zeit wären wir aber von Blankenstein aus auch fast wieder in Dresden. Also buchte ich Zugfahrkarten von unserem Heimatort nach Hörschel und von Blankenstein wieder zurück. Den Verlockungen des Supersparpreises der Bahn konnte ich widerstehen und kaufte für 10 Euro mehr Tickets, die sich stornieren ließen (bei 10 Euro Verlust). Auch das war wieder eine sehr gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte.
Früh am Morgen des 07.10. begann unsere Zugfahrt von Dresden über Erfurt nach Eisenach. Vor 10 Jahren hielt der IC noch in Eisenach, heute muss man in Leipzig oder Erfurt umsteigen und dann mit einem Regionalzug nach Eisenach weiterfahren. In Corona-Zeiten mit der Maske vor Mund und Nase wurde die über drei Stunden lange Fahrt kein Vergnügen. Eine Stunde Wartezeit auf den Vorortzug von Eisenach nach Hörschel wollten wir uns ersparen und leisteten uns ein Taxi. Schließlich hatten wir noch über 19 Kilometer Wanderung vor uns und wollten vor dem Mittag starten. Vor 10 Jahren kam die Taxifahrt etwa 17 €, heute rund 28 €.
Wolkenverhangen empfing uns der Rennsteig an diesem 7. Oktober. Bei einer richtigen Runst soll man ja bekanntlich einen Stein aus der Werra mitnehmen, nach Blankenstein tragen und dort in die Saale werfen. Was mir vor zehn Jahren noch gelang, ist heute am Rennsteiganfang fast unmöglich. Ein massives Geländer verhindert am Ufer den Abstieg zur Werra (macht auf dem Foto gar keinen solchen Eindruck, tatsächlich kommt man aber nur unter großen Mühen direkt zum Fluss). Auf einem Tisch am Rastplatz direkt am Werraufer lagen allerdings einige kleine Steine bereit. Ob die wohl tatsächlich aus der Werra stammen? Egal, ich stecke mir jedenfalls eines der kleineren Exemplare ein.
Die Wanderung führt gleich mäßig bergan aus dem kleinen Ort Hörschel hinaus. Zwar gibt es schon zu Beginn einige schöne Landschaftsmotive, nur heute überhaupt kein Fotowetter. Später – am sogenannten Wartburgblick – hat es schon begonnen zu regnen. Immerhin ist der Imbiss an der Hohen Sonne geöffnet und wir erreichen vor Einbruch der Dunkelheit das Hubertushaus. Hier funktioniert alles bestens, Zimmer ok, Abendbrot möglich, Frühstück sehr gut. Der Start ist also gelungen.
Am nächsten Tag empfängt uns ein leichter Nieselregen. Die heutige Etappe bis zur Grenzwiese am Kleinen Inselsberg ist nur reichlich 15 Kilometer lang. Also werden wir erst am späten Vormittag losgehen. Zum Frühstück kommen wir mit einer Wanderfreundin ins Gespräch, die am Vortag im Hotel Kleiner Inselsberg telefonisch gebucht und erfahren hatte, dass heute Ruhetag sei. Auf unserer Buchungsbestätigung von Booking.com steht davon nichts, ein Hinweis vom Hotel wäre ja nicht schlecht gewesen. Schließlich liegen dort unsere Daten schon seit über einer Woche vor.
Wir laufen los, die Sicht ist gleich Null. Wir bekommen erst mit, dass wir den Gipfel des Großen Inselsberges erreicht haben, als der Sendeturm direkt vor uns aus dem Nebel aufragt. Immerhin hat der Berggasthof geöffnet, was wir für eine ausgiebige Mittagsrast nutzen. Denn es regnet mittlerweile ganz ordentlich. Wir können uns also aufwärmen und die Sachen einigermaßen trocknen.
Beim Abstieg zur Grenzwiese kommen wir am Haus am Reitsteig vorbei, welches allerdings seit 01.04.2020 geschlossen ist und zum Verkauf steht. Hier werden wir also kein Abendbrot bekommen. Wenig später stehen wir vor der Eingangstür des Hotels Kleiner Inselsberg. Wir stehen vor der verschlossenen Tür. Denn heute ist Ruhetag, wie wir auf einem handgeschriebenen Zettel lesen können. Nach meinem Anruf öffnet uns eine Hotelangestellte, gibt uns den Zimmerschlüssel und weist uns darauf hin, dass wir heute Abend nichts bekommen können – Ruhetag. Eine Flasche Mineralwasser können wir kaufen, zum Vorzugspreis von 2,70 Euro für Hausgäste. Am Ruhetag wird offensichtlich auch nicht gereinigt, zumindest nicht in den Fluren, wie das Foto zeigt. Das Zimmer ist in Ordnung, die Heizung allerdings nicht. Oder wurde sie nur so stark gedrosselt wegen den wenigen Gäste? Von den beiden Heizkörpern in unserem Zimmer wird nur einer zur Hälfte warm, der andere bleibt kalt. Da wird es schwierig, die nassen Sachen zu trocknen. Immerhin wird das Wasser in der Dusche warm. Zum Abend gibt es einen Teil der Notration aus dem Rucksack, denn eine Möglichkeit zum Einkauf wird man auf dem Weg vom Hubertushaus zur Grenzwiese nicht finden. Immerhin ist das Frühstück am nächsten Tag recht ordentlich.
Dann geht es schon vor 9.00 Uhr auf den langen Weg nach Oberhof. Es beginnt leicht zu regnen…
Fortsetzung folgt.
Danke für den tollen Beitrag. Ich habe vor im August auf dem Rennsteig zu wandern. Meine Tour habe ich in drei Tagen von Neuhaus nach Kalte Küche (12 km), von dort nach Steinbach am Wald (11 km) und dann nach Rodacherbrunn (14 km) geplant. Ist das realistisch und kannst du das empfehlen?
Lieben Gruß
Kevin
Hallo Kevin,
realistisch ist dein Vorhaben auf jeden Fall. Viel Spaß.