Qualitätswanderung und (k)ein Klettersteig – Teil 4 und Ende

ein Klettersteig?

Meinen letzten Blogbeitrag hatte ich mit dem Hinweisschild auf einen Klettersteig geschlossen. Aber wo befindet sich dieser und ist die Begehung wirklich lohnenswert? Mehr zufällig stießen wir auf den geologischen Spielplatz in der Nähe des Hausmannsturms in Bad Frankenhausen. In einem kleinen Flyer der Stadt heißt es:

„Der geologische Spielplatz mit Kletterleitern, Hängebrücken, Felsen und Wanderstege mit Anschluss an weiterführende Wanderwege ist für Kletterer und Wanderer geeignet. Die parkähnliche Anlage schließt die Lücke zwischen dem Quellgrund und dem Hausmannsturm.“

Der Name Spielplatz sagt schon alles. Für größere Kinder ist es sicher ein Erlebnis, für Erwachsene kaum. Der gesamte Weg führt über einige künstliche Felsen (kaum höher als zwei Meter), eine Hängebrücke (50 cm über dem Boden) und andere kleine Hindernisse und endet dann im sogenannten Klettersteig.

geologischer Spielplatz geologischer Spielplatz geologischer Spielplatz geologischer Spielplatz

Der Klettersteig besteht aus einer Konstruktion von vier Leitern, die jeweils auf ein Holzpodest führen. Die zu „überwindende“ Höhe beträgt vielleicht 8 bis 10 Meter. Festes Schuhwerk und etwas Schwindelfreiheit sind die einzigen Voraussetzungen zum Erklimmen der Konstruktion. Kann man mal mitnehmen, wenn man gerade daran vorbeikommt.

ein Klettersteig? ein Klettersteig? ein Klettersteig? ein Klettersteig?

der schiefe Turm der Oberkirche in Bad FrankenhausenBeim Weg in die Stadt – vom Panorama Museum kommend – stoßen wir direkt hinter dem Hausmannsturm auf die Oberkirche mit ihrem schiefen Turm. Durch Gips- und Salzauslaugungen im tieferliegenden Erdreich ist die Spitze des 56 Meter hohen Kirchturms um 4,60 m aus der Lotrechten geneigt, was einem Winkel von 4,93° entspricht. Er ist stärker geneigt als der Schiefe Turm von Pisa, bei dem im Jahr 2011 ein Winkel von 3,97° aus der Lotrechten ermittelt wurde. Aufwendige Sanierungsarbeiten sollen dafür sorgen, dass der Kirchturm nicht umstürzt. Ein Betreten des Bauwerkes ist leider nicht möglich.

Blick vom Hausmannsturm auf den schiefen Turm Blick vom Hausmannsturm auf Bad Frankenhausen Kurpark Bad Frankenhausen Kurpark Bad Frankenhausen

Auf unserem weiteren Stadtbummel gelangen wir in den Kurpark mit seiner gepflegten Anlage und dem Freibad mit Solewasser.

Ausgangspunkt der kleinen Wanderung war eigentlich das Panorama Museum am Schlachtberg. Um den Anschluss an den vorherigen Blogbeitrag zu gewährleisten, hatte ich mit der kurzen Beschreibung des Klettersteiges begonnen, der keiner ist.

Jetzt also ein Hinweis auf das Panorama Museum in Bad Frankenhausen. Dieses ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Panorama Museum Bad FrankenhausenDas Museum beherbergt neben dem Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke wechselnde Ausstellungen, die neben kunsthistorischen Themen vor allem der zeitgenössischen Kunst gewidmet sind. Das Panoramagemälde entstand in den Jahren 1976 bis 1987 und war ursprünglich dem Gedenken an den Deutschen Bauernkrieg und einem seiner bedeutendsten Führer, Thomas Müntzer, gewidmet. Mit einer Fläche von 1.722 m² zählt es zu den größten Wandgemälden der Welt. Weitere Informationen inklusive Eintrittspreise hält die Website www.Panorama-museum.de bereit. Das Filmen und Fotografieren in den Ausstellungsräumen ist Privatbesuchern nicht erlaubt. Videokameras und Fotoapparate sind sogar (kostenlos) zur Aufbewahrung abzugeben. Fotogenehmigungen werden nur für journalistische und wissenschaftliche Zwecke in besonderen Fällen erteilt. Aus diesem Grund gibt es keine Innenaufnahmen von unserem Museumsbesuch.

Zwei lohnende Ausflüge möchte ich zum Abschluss dieses Blogbeitrages beschreiben:

1. Königspfalz Tilleda

Die Anreise von Bad Frankenhausen sei mit dem PKW empfohlen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird ein Besuch sehr zeitaufwendig (mehr dazu noch im Fazit).

Die mittelalterliche Königspfalz unterhalb des Kyffhäusers ist die einzige vollständig ausgegrabene Pfalz in Deutschland. Heute dient die Ausgrabungsstätte als Freilichtmuseum. Der Pfingstberg war schon zu frühgeschichtlicher Zeit besiedelt, besonders in der späten Bronzezeit. Zeugnisse dafür reichen bis zum Jahr 700 zurück. In der Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu wird Tilleda 972 als „kaiserlicher Hof“ bezeichnet. Zwischen 974 und 1042 wird die Burg wiederholt im Zusammenhang mit dem Wirken der Kaiser Otto II., Otto III., Konrad II. und Heinrich III erwähnt. Danach verlor die Pfalz ihre militärische Bedeutung und wurde von den neu errichteten Burgen auf dem Kyffhäuser abgelöst. Im Jahr 1174 sammelte Kaiser Friedrich I. Barbarossa hier ein Heer für seinen beabsichtigten Kriegszug nach Oberitalien. Nach 1194 wird die Pfalz Tilleda in schriftlichen Quellen nicht mehr erwähnt. Vom 14. bis in das 20. Jahrhundert ging das Gelände in eine landwirtschaftliche Nutzung über, wobei noch vorhandene Burgruinen abgetragen wurden.

Königspfalz Tilleda Königspfalz Tilleda Königspfalz Tilleda Königspfalz Tilleda

Die Ausgrabungen der Pfalz begannen zwischen 1935 und 1939, der Ausbruch des zweiten Weltkrieges verhinderte weitere Arbeiten. Dies konnten erst 1958 wieder aufgenommen werden. Bis zum Jahr 1979 erfolgte die vollständige archäologische Ausgrabung bis auf wenige Kontrollflächen. Für Besucher gibt es immer wieder neue Veranstaltungsangebote, den Höhepunkt bildet das alljährliche „Ritterfest“ im Juli.

2. Bendeleben

Ein kurzer Ausflug von Bad Frankenhausen nach Bendeleben erwies sich als hochinteressant. Im kleinen Ort gibt es eine ganze Ansammlung von kulturhistorischen Objekten, die wir hier auf so engem Raum gar nicht vermutet hatten. Bei der Anfahrt fällt uns sofort die gewaltige Kirche im Ortszentrum auf. Hier bietet sich auch gleich eine Parkmöglichkeit für den PKW an.

Rokoko-Orangerie Bendeleben Rokoko-Orangerie Bendeleben Rokoko-Orangerie Bendeleben Schlosspark Bendeleben

Die Dorfkirche St. Pankratius wurde während der Amtszeit des Pfarrers Johannes Clajus neu erbaut und verfügt über eine prachtvolle frühbarocke Ausstattung. Zu den Kirchenobjekten gehören der Altar aus dem Jahr 1590, eine mit Reliefs und Skulpturen verzierte Kanzel aus dem Jahr 1611 und eine um 1650 gebaute Orgel. Der Dorfrundgang führt uns weiter zur Rokoko-Orangerie aus dem Jahr 1770, die zwischen 1999 und 2010 restauriert wurde. Sehenswert ist auch der anliegende französische Garten. Das ab 1860 erbeute ‚Neue Schloss‘ ist nicht zugänglich, wohl aber der weitläufige Park mit mehreren Teichen. Zahlreiche historische Gebäude im Ort, wie das Forsthaus, die Alte Post, ein Gasthaus und die Alte Mühle sind auf einem ausgeschilderten Rundweg durch den Ort zu besichtigen.

Fazit (zum Kyffhäuserweg):
Der Qualitätswanderweg Kyffhäuserweg ist ein relativ kurzer Rundwanderweg, der entweder in zwei oder drei Tagesetappen bewältigt werden kann. Wir empfehlen drei Tage, um die am Weg liegenden kulturhistorisch interessanten Highlights in Ruhe besuchen zu können (Barbarossahöhle, Kyffhäuserdenkmal, Königspfalz Tilleda, Panorama Museum Bad Frankenhausen). Der Wanderweg ist fast durchgängig gut beschildert – auf wenige Orientierungsschwierigkeiten habe ich in den Blogartikeln hingewiesen – und auch ohne größere Trekkingerfahrung zu bewältigen. Gutes Schuhwerk ist die einzige Anforderung an die Wanderausrüstung. Technische Schwierigkeiten, die Trittsicherheit oder Schwindelfreiheit voraussetzen, erwarten uns nicht. Auch die Ausdaueranforderung hält sich in Grenzen, wenn man drei Tagesetappen einplant.

Ein Manko, auf das ich unbedingt hinweisen möchte, ist die ÖPNV-Anbindung. Wir hatten ursprünglich geplant, die drei Tagesetappen ohne Zwischenübernachtung von Bad Frankenhausen aus zu absolvieren. Bei den ersten beiden Etappen gelang dies auch (Busverbindung Bad Frankenhausen – Steinthaleben). Eine Rückfahrt vom Kyffhäuserdenkmal oder aus Tilleda nach Bad Frankenhausen und die Anfahrt am nächsten Tag wieder dorthin, empfehle ich nicht. Bad Frankenhausen liegt in Thüringen, Tilleda in Sachsen-Anhalt. Eine durchgehende Busverbindung gibt es nicht. Die Umsteigezeiten hätten uns den Wandertag zerstört. Bleibt nur das Taxi oder die Zwischenübernachtung am Kyffhäuserdenkmal, wie wir sie einlegten.

Unsere Einschätzung: Wanderung leicht und lohnenswert, besonderes für Kulturliebhaber.

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