Der November kam bisher recht grau und trüb daher. Mitte des Monats zeigte sich endlich wieder einmal die Sonne für längere Zeit. Deshalb wollten wir den vergangenen Sonnabend zu einer Wanderung im Schmilkaer Kessel (Sächsische Schweiz) nutzen. Zwar blieb die avisierte Sonne meist hinter einem Nebelschleier verborgen, aber zumindest war es trocken und bis zum frühen Nachmittag fast windstill. Ziel der Tour sollte unter anderem ein kleines Gebiet sein, was wir noch nicht kannten. Tatsächlich, das gibt es noch in der Sächsischen Schweiz.
Zunächst die Kurzbeschreibung der Wanderung:
Start am Parkplatz Schmilka, unmittelbar vor der Grenze zur Tschechischen Republik (gebührenpflichtig, derzeit 5,00 Euro für eine Tageskarte) – Mühlenweg – Wurzelweg (Markierung roter Punkt, gelber Strich) – Winterbergstraße – Schustergrund – Kletterzugang Poblätzschwände – Poblätzschwände – Neuer Weg (Kletterzugang) – Wurzelweg (Markierung grüner Punkt) – Reitsteig (Markierung roter Punkt, blauer Strich) – Oberer Fremdenweg (Bergpfad) – Pavillon – Kletterzugang – Unterer Fremdenweg (Markierung roter Punkt) – Reitsteig – Großer Winterberg (Markierung roter Punkt, grüner Strich) – Bergwirtschaft Großer Winterberg (geschlossen) – Winterbergstraße (Markierung roter Punkt) – Kipphornaussicht – Winterbergstraße (Markierung roter Punkt, gelber Strich) – Erlsgrund (Markierung roter Punkt) – Bergsteig – Schmilka, Parkplatz
Gesamtlänge der Wanderung: ca. 13 km, etwa 3,5 h reine Gehzeit.
Es ist ein beachtlicher Höhenunterschied beim Aufstieg zu den Poblätzschwänden zu überwinden. Ein sehr steiler Abstieg führt vom Großen Winterberg über den Erlsgrund und später Bergsteig nach Schmika. Unser GPS-Track zeigt einen zu bewältigenden Höhenunterschied von 620 m an, was für die Sächsische Schweiz schon ganz beachtlich erscheint. Trittfestigkeit und ein Mindestmaß an Schwindelfreiheit sind in den Poblätzschwänden und beim Abstieg vom Pavillon zum Unteren Fremdenweg erforderlich.
Für diese Wanderung empfehle ich die die Böhmkarte „Schrammsteine Affensteine, Maßstab 1:10.000, die man leicht und mit kurzer Versandzeit bei Amazon bestellen kann (einfach auf das Bild klicken).Wir starten an diesem Tag gegen 10.00 Uhr am Parkplatz in Schmilka. Außer unserem Auto parken hier um diese Zeit kaum andere Wagen. Das wird bei unserer Rückankunft ganz anders aussehen. Vom Parkplatz aus überqueren wir die Straße und laufen gleich steil bergan durch das kleine Örtchen. Die Zeit für den Besuch der Mühle und eine Führung durch selbige nehmen wir uns an diesem Tag nicht, merken uns diesen aber auf jeden Fall für einen nächsten Ausflug vor.
Nach etwa zehn Minuten (bei rüstigem Wanderschritt) erreichen wir die Wegkreuzung Wurzelweg/Winterbergstraße. In der Zwieselhütte – einer kleinen Schutzhütte – wurde am 11.09.2011 die IG Stiegen- und Wanderfreunde gegründet. Damals konnte man die Hütte im dichten Wald kaum erkennen. Nachdem Sturm Herwart sein Werk vollbracht hat, schaut der Holzbau aus den überall umgefallenen Fichten deutlich hervor. Ein Hinweisschild der Nationalparkverwaltung weist denn auch auf das lebensgefährliche Unterfangen hin, welches wir jetzt in Angriff nehmen wollen.
Unseren Weg setzen wir auf der mäßig ansteigenden Winterbergstraße fort. In einer scharfen Rechtskurve – die Winterbergstraße ändert hier den Verlauf von südöstlicher in westliche Richtung – dürfen wir den Abzweig in den Schustergrund nicht verpassen. Das Kernzonenschild weist uns den Weg. Also, der Fußweg durch den Schustergrund geht direkt an der Kernzonengrenze entlang und darf deshalb auch begangen werden, obwohl der nicht markiert ist. Wir folgen dem breiten Waldweg in östlicher Richtung bis zum ersten Kletterzugang in die Poblätzschwände. Die Kletterzugangsmarkierungen zeigen uns zwei verschiedene Wegführungen. Um nicht den gleichen Weg zurückgehen zu müssen, wählen wir den ersten Aufstieg.
Die Bedeutung des Ausrufezeichens werden wir bald verstehen. Es wird jetzt steil, dann noch steiler und danach so steil, dass die Wanderschuhe im nassen Herbstlaub kaum noch Halt finden. Eine Rutschpartie könnte hier wirklich gefährlich werden. Lebensgefährlich? Jedenfalls sind wir froh, als wir die erste Terrasse in den Poblätzschwänden erreichen. Ein enger und wiederum sehr steiler Aufstieg zwischen dem Massiv mit der ‚Langen Wand‘ und dem Massiv auf dem Poblätzschwand und -spitze stehen, führt auf ein höher gelegenes Plateau. Direkt vor der Poblätzschwand (Kletterfelsen) befindet sich eine fantastische Aussicht. An diesem Tag wabert der Nebel zwischen Zirkelstein und Kaiserkrone. Die beiden Zschirnsteine und der Hohe Schneeberg lassen sich trotz der eingeschränkten Sicht gut erkennen. Hierher müssen wir unbedingt noch einmal im Sommerhalbjahr (natürlich außerhalb der Horstschutz-/Brutzeit) und bei möglichst guter Sicht kommen.
Ein wenig Zeit verbrauchen wir noch auf der Suche nach dem Sommerturm, der nördlich vor dem Massiv steht und dessen Gipfel mit einem Sprung (1) erreicht werden kann. Bei diesen nassen Bodenverhältnissen wohl besser nicht. Zurück führt der Weg wieder den steilen Durchgang zwischen Langer Wand und Massiv hinab. Nicht sehr angenehm im nassen Laub, welches in einer dicken Schicht hier liegt. Um die Felsen mit der ‚Lange Wand‘ herumbalancieren wollen wir nicht noch einmal und nutzen den anderen – in westliche Richtung absteigenden – Kletterzugang, der uns auf den Neuen Weg bringt. Bis zum Wurzelweg müssen wir noch einige umgefallene Bäume übersteigen oder umgehen. Auch hier hat Herwart ordentlich gewütet.
Am Wurzelweg begegnen wir den ersten Wanderern an diesem Tag. Der Aufstieg zum Reitsteig ist in wenigen Minuten bewältigt. Da wir noch „gut in der Zeit liegen“, beschließen wir, vor der Ersteigung des Winterbergs einen kleinen Abstecher zum neuen Bergpfad – den Oberen Fremdenweg – auf den Kleinen Winterberg zu unternehmen. Den Bergpfad habe ich schon ausführlich beschrieben. Auch hier lag gleich zu Beginn des Weges eine umgefallene Fichte auf diesem. Nach einer Mittagsrast im Pavillon wagen wir uns an den Abstieg über den sehr steilen Kletterzugang hinab zum Unteren Fremdenweg. Im nassen Herbstlaub kann ich diesen Abstieg wirklich nicht empfehlen.
Zurück geht es jetzt auf dem Unteren Fremdenweg – schöne Aussichtspunkte mit Blick in den Zschand – in südlicher, später südöstlicher Richtung zum Reitsteig und weiter über den zuletzt recht steilen Anstieg zum Gipfel des Großen Winterbergs.
Die (ehemalige) Bergwirtschaft & Herberge „Großer Winterberg“ – so der offizielle Name – ist (wieder einmal) geschlossen. Das Hotel hatte den Betrieb bereits am 01.11.2016 einstellen müssen. Ich berichtete darüber in diesem Blogbeitrag. Der Gaststättenbetrieb lief dann wider Erwarten doch noch eine Saison weiter. Was im Jahr 2018 passieren wird, bleibt ungewiss. Der Betreiber der Bergwirtschaft informiert auf seiner Website darüber, welchen Hinderungsgrund es für den Weiterbetrieb des beliebten Ausflugsziels gibt. Der uninformierte Wanderer steht gegenwärtig vor verschlossenen Türen und erhält vor Ort auch keine Hinweise über den Grund der Schließung. Die Gartenmöbel stehen noch auf der Terrasse, die Speisekarte für den Herbst hängt aus, nur alle Türen sind verschlossen. Auch die zum Aufstieg auf den Aussichtsturm.
In den Internetbewertungsportalen tripadvisor.de und holidaycheck.de findet sich kein Hinweis zur Schließung. Letztgenanntes Portal wirbt auf seiner Startseite mit über 8 Millionen Bewertungen und 2,5 Millionen aktiven Mitgliedern und bringt zur Bergwirtschaft immerhin den Hinweis, dass die letzte Bewertung schon über zwei Jahre zurückliegt. Als Mitglied von holidaycheck.de habe ich gestern einen Beitrag gesendet, welcher auf die Schließung hinweist. Der Beitrag befindet sich allerdings derzeit noch im Prüfungsstadium. Edit 24.11.2017: Holidaycheck.de hat hinter die Bergwirtschaft in Klammern ‚Geschlossen‘ gesetzt.
Wir haben jetzt den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht und wollen als nächstes die Kipphornaussicht besuchen. Auf der Winterbergstraße geht es einige Höhenmeter bergab. Trotz Nebels und eingeschränkter Sicht ist der kleine Abstecher von der Winterbergstraße lohnenswert, wie das Foto (hoffentlich) zeigt.
Zurück auf der Winterbergstraße folgen wir dieser bis zum Abzweig Erlsgrund (markiert mit rotem Punkt und Wegweiser) und schließlich auf dem letzten Abschnitt des Bergsteigs nach Schmilka und zum Parkplatz, der jetzt fast gefüllt ist.
Für uns ist die sehr schöne und angenehm ruhige Tour zu Ende, für andere Wanderer offensichtlich nicht. Wir wundern uns etwas über die vielen Leute an der Bushaltestelle, werden aber schnell aufgeklärt. Eine Dame fragt uns, ob wir Ihren Mann mit zum Bahnhof nach Bad Schandau nehmen können, da dort ihr Auto steht und kein Zug mehr von Schmilka nach Bad Schandau fährt. Natürlich sind wir hilfsbereit – die Familien ist mit einem kleinen Kind unterwegs – und bringen den Chauffeur zu seinem Wagen. Dabei erfahren wir, dass es an diesem Nachmittag keinen Zugverkehr zwischen Schmilka und Bad Schandau gibt, die Bushaltestelle für den Schienenersatzverkehr auf linkselbischer Seite weitab vom Schmilkaer Bahnhof liege und man auf der Fähre keine Auskunft zu diesem Thema bekam. Klar, der Fährmann konnte doppelt kassieren, da viele Wanderer entnervt zurückfuhren und nun auf einen Linienbus warteten, der sie vom Parkplatz an der tschechischen Grenze nach Bad Schandau bringen sollte. Für die Familie aus dem Harz mit dem kleinen Kind hatte die Streckenwanderung von Bad Schandau nach Schmilka noch ein gutes Ende, von einer geplanten Einkehr auf dem Großen Winterberg hatten sie glücklicherweise wegen der Weglänge Abstand genommen.
Fazit:
Eine sehr interessante Wanderung, die mit der Aussicht von den Poblätzschwänden zu einem Ort führte, den wir bisher noch nicht kannten. Da wir über die Schließung der Bergwirtschaft auf dem Großen Winterberg informiert waren, die Verpflegung im Rucksack hatten und den ÖPNV nicht nutzten, verlief dieser Wochenendtag für uns fast völlig stressfrei, wenn wir vom beschriebenen Nervenkitzel im nassen Herbstlaub einmal absehen.