Sandberge

Deathvlei in der NamibwüsteAls wir gegen 5.00 Uhr starten, ist es noch stockdunkel. Unser Ziel: das Sossusvlei mitten in der Namib-Wüste. Bis zum Eingang des Namib-Naukluft-Nationalparks bei Sesriem müssen wir von unserer Lodge aus etwa eine Stunde Fahrzeit einplanen. Zum Sonnenaufgang wollen wir die hohen Sanddünen erreichen, um ein einmaliges Naturschauspiel zu erleben. Die besten Fotos der teilweise über 300 Meter hohen Sanddünen gelingen bei tief stehender Sonne am frühen Morgen oder am Abend, wenn der Schatten – wie mit einem Lineal gezogen – die Dünen in einen Licht- und einen dunklen Schattenbereich teilt. Wer nicht im Namibia Wildlife Resorts übernachtet, muss vor einer Schranke warten, bis der Parkwächter die Einfahrt zum Sonnenaufgang gestattet. Als wir an der Schranke ankommen, stehen dort bereits einige Autos. Die Sonne geht auf. Die Schranke bleibt geschlossen. Weshalb? Keiner weiß das so genau. Die Macht der Verwaltung? Kennen wir doch aus unserem Heimatgebirge. Endlich, nach etwa 30 Minuten Wartezeit wird uns die Einfahrt gestattet. Unser Guide tritt kräftig auf das Gaspedal und wir fahren auf der zunächst noch gut befahrbaren Sandpiste in die Wüste hinein. Und schaffen es gerade noch so, um die begehrten Aufnahmen machen zu können.

Sanddünen in der Namibwüste Sanddünen in der Namibwüste

Einige Kilometer später endet die gut befahrbare Trasse. Weiter geht es nur noch mit dem Allradjeep und am besten mit einem Fahrer, der die Strecfestgefahrenke kennt. Wir steigen also um in ein Fahrzeug der Nationalparkverwaltung. Wie gut diese Entscheidung ist, merken wir wenig später, als wir die erste ‚Selbstfahrerin‘ treffen, die im Wüstensand feststeckt. Unser routinierter Fahrer bringt den Wagen zwar schnell wieder frei, aber die beiden jungen deutschen Touristinnen haben ihre liebe Mühe und Not, um den Endpunkt der befahrbaren Strecke im Sossusvlei zu erreichen.

Das Sossusvlei ist eine von hohen Sanddünen umschlossene Salz-Ton-Pfanne, die sich nur in seltenen Regenjahren mit Wasser füllt. Dann bildet sich sogar für kurze Zeit ein See am Ende des Vleis. Sossus bedeutet in der Sprache der Nama „blinder Fluss“ und bezieht sich auf die Tatsache, dass der aus einer Gebirgsregion im Landesinneren kommende, in Richtung Atlantik fließende Fluss Tsauchab beim Sossusvlei in den Sanddünen der Namib – rund 50 km vor dem Atlantischen Ozean – versandet.

Jetzt geht es nur noch zu Fuß weiter. Vom letzten Parkplatz aus wählen die meisten Touristen entweder den Aufstieg auf eine in der Nähe des Parklatzes liegende Sanddüne oder gehen auf eine kurze Wanderung in das Deathvlei (dazu später mehr).

Wir wollen keine der beiden bequemen Möglichkeiten nutzen, sondern eine der höchsten Sanddünen der Namib ersteigen. Angeblich zählt ‚Big Daddy‘ (auch ‚Crazy Dune‘ genannt) zu den weltweit höchsten Sanddünen. Nach einigen Angaben im Internet soll ‚Big Daddy‘ mit 380 Metern sogar die höchste Sanddüne der Welt sein. Ist uns egal. Wir wollen da hoch. Ob es nun 320 Meter sind oder 350 oder ???

Ein klein wenig Wüstenerfahrung haben wir ja schon vom vergangenen Jahr aus dem Oman. Durch die ungeplante Wartezeit an der Schranke vor dem Nationalpark war es mittlerweile bereits nach 8.00 Uhr und die Temperaturen begannen unangenehm zu werden. Also schnell los. Ein bisschen zu schnell für mich, wie ich mir bald eingestehen musste. Ganz so schnell ging es für mich nicht bergan. Im steilen Hang sinkt man bei jedem Schritt in den Sand ein, je mehr Gewicht umso tiefer der Fußabdruck. So konnte ich den Aufstieg meiner Frau nur von hinten filmen und wenige Fotos machen und hatte die meiste Zeit mehr mit mir selbst und der immer drückender werdenden Hitze zu tun.

Sossusvlei zum 'Big Daddy' 'Big Daddy' - eine der höchsten Sanddünen der Namib 'Big Daddy' - schweißtreibender Aufstieg
Schließlich stehen wir ganz oben und werden sofort für den schweißtreibenden Aufstieg entschädigt. Ein unfassbarer Rundblick auf ein Meer aus Sanddünen. Auf dem Gipfel des ‚Big Daddy‘ treffen wir die beiden Fahrerinnen des Jeeps, der im Sand stecken geblieben war. Den Aufstieg zu Fuß hatten die jungen Damen wohl besser bewältigt.

                Blick vom 'Big Daddy' in die Namibwüste   Blick vom 'Big Daddy' in die Namibwüste   Blick vom 'Big Daddy' in die Namibwüste
Tief unter uns liegt das helle, jetzt fast weiß erscheinende Deathvlei. Nach eine Gipfelrast steigen wir hinunter. Der Abstieg durch den losen Sand geht übrigens sehr viel leichter als der Aufstieg. Wenige Minuten später stehen wir auf der harten Kruste im Deathvlei. Eine fast unwirkliche Landschaft begleitet unseren Rückweg zum Parkplatz.

Deathvlei mit 'Big Daddy' im HintergrundDeathvlei Das „tote“ Vlei war einmal der Endpunkt des Tsauchab-Flusses, bevor er im Sand der Namib versiegte. Lehm- und Schlammanlagerungen führten dazu, dass sich der Fluss einen neuen Weg suchte. Stehen blieben die Kameldornbäume, die langsam abstarben. Trotz ihrer tiefen Wurzeln konnten sie durch die dicke Kalkschicht nicht mehr an das lebenspendende Wasser gelangen.

Einen kleinen Eindruck von unserer gesamten Tour soll der Videoclip vermitteln.

 

Zur Orientierung für die Beschreibung dient die nachfolgende Openstreetmap-Karte.

OpenStreet Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

OpenStreet Map Kartenausschnitt – Copyright: Creative Commons Attribution Share Alike-Lizenz 2.0

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