Granit

Es muss nicht immer Sandstein sein. Dieses Mal waren wir in einem der kleinsten Mittelgebirge Deutschlands unterwegs.

Totenstein

Totenstein

Die Königshainer Berge sind eher durch den Bau des Autobahntunnels auf der A4 bekannt geworden als durch die Felsen, die man bequem an einem Tag erkunden kann. Das Verb beschreibt auch am besten unseren Ausflug an einem Sonntag Ende Oktober. Bei mildem Herbstwetter erreichten wir über die Autobahn (Abfahrt Niederseifersdorf) den Parkplatz am ehemaligen Bahnhof in Königshain (keine Parkgebühr, gut ausgeschildert und deshalb leicht zu finden). Kurz nach 9 Uhr standen wir ganz einsam und verlassen auf der nicht allzu großen Parkfläche. Bei unserer Rückkehr sollte dies ganz anders aussehen. Direkt hinter dem Parkplatz beginnt der Natur- und Steinbruchlehrpfad mit vielen Erklärungen zum ehemaligen Granitabbau, der glücklicherweise noch rechtzeitig eingestellt wurde, damit wenigstens einige der Felsen erhalten blieben. Der Steinbruchlehrpfad war heute nicht unser Ziel. Vielleicht werden wir ihn bei einem zweiten Besuch in Augenschein nehmen. Uns zog es zunächst zu den einzeln stehenden Granitfelsen. Mehr zufällig führte uns die Beschilderung zunächst zum Totenstein (373 m, Naturdenkmal). Der etwa zehn Meter hohe Granitfelsen wurde vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. bei einem Besuch im Jahr 1844 unter Naturschutz gestellt.

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Hier befand sich wohl ein frühgeschichtlicher Kultplatz, wie Carl A. G. von Schachmann nachwies. Über eine Steiganlage lässt sich das relativ breite Gipfelplateau leicht erreichen. Am Felsen gibt es aber auch mehrere Kletterwege, der AW I (siehe 4. Bild oben) führt durch einen Kamin und kommt direkt neben dem „künstlichen Aufstieg“ am Gipfel an. Nicht unbedingt einer der gesuchten und lohnenden Aufstiege (die Sportkletterwege kommen für mich nicht in Frage). Eine Aussicht gibt es übrigens nicht, wie auch von keinem anderen der besuchten Felsen. Wer einen Blick über die Königshainer Berge werfen will, muss den Aussichtsturm auf dem Hochstein nutzen (siehe später).
Wir folgen der Beschilderung zum Hamannbruch, einem ehemaligen Granitsteinbruch, der teilweise mit Wasser gefüllt ist. An den Steinbruchwänden gibt es eine Vielzahl von Sportkletterwegen. Mich interessiert aber mehr die Hamannwand mit den teilweise leichten Aufstiegsmöglichkeiten (AW I, Kiefernweg II und weitere). Die Fotos vermitteln einen Eindruck des Felsens und der leichten Wege (Bild 4).

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Kukuckstein

Nächstes Ziel ist der Kuckucksstein, ein bizarrer kleiner Felsen mit einer künstlich geschaffenen Öffnung, durch die das Sonnenlicht genau am Tag der Wintersonnenwende fällt. Interessante Ausführungen dazu gibt es auf der Website gartenherold.de.

Nur wenige Meter vom Kuckucksstein entfernt befinden sich der Große und der Kleine Teufelsstein. Am Großen Teufelsstein gibt es mehrere einfache Aufstiege (z. B. AW I), beim Kleinen Teufelsstein sieht das schon etwas anders aus. Zwar ist der Kamin des AW auch nur mit I bewertet, da es aber keine Abseilösen auf den Felsen gibt, muss man abklettern. Das schauen wir uns lieber bei trockenem Fels im nächsten Frühjahr noch einmal an.

16-teufelssteine Großer Teufelsstein Großer Teufelsstein AWI Kleiner Teufelsstein AWI

Die kleine Rundwanderung führt jetzt zum Hochstein (404 m) mit der Hochsteinbaude, dem 22 m hohen Aussichtsturm und vier (Kletter-)Felsen. Hochsteinscheibe AWINur auf die Hochsteinscheibe führen zwei leichte Kletterwege. Da die Felsen unmittelbar neben der Gaststätte stehen, muss man bei seinen Bemühungen, den Gipfel zu erreichen, mit vielen Schaulustigen rechnen. Die Gaststätte öffnet 11.00 Uhr. Wer seine Versuche am Felsen relativ unbeobachtet machen möchte, sollte also zeitig kommen. Das Mittagessen in der Hochsteinbaude war schmackhaft. Eine Rast können wir deshalb empfehlen. Der Aufstieg auf den Aussichtsturm mit der freien und recht steilen Außentreppe ist nichts für ängstliche Gemüter. Man schaut beim Aufstieg in die gähnende Leere unter seinen Füßen (zum Schluss immerhin 20 Meter). Leider hatten wir trotz Sonnenscheins an diesem Tag keine gute Sicht, wie das Foto zeigt. Also müssen wir hier bei guter Fernsicht nochmals hoch.

Hochsteinbaude Hochstein Aussichtsturm Hochstein Aussichtsturm Felsgruppe am Hochstein
Da ein längerer Heimweg vor uns lag und die gerade begonnene Winterzeit für zeitige Dunkelheit sorgte, gingen wir am frühen Nachmittag wieder zum nun vollständig belegten Parkplatz zurück. Leider bin ich am Paradiesfelsen vorbeigelaufen, der auch noch zwei leichtere Kletterwege bieten soll. Vom Gebiet der Königshainer Berge besitze ich keine Wanderkarte, deshalb füge ich einen GPS-Track auf der OpenStreetMap-Karte an.

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Im BuchDer Wanderführer, Oberlausitzer Bergland“ gibt es die Beschreibung einer längeren Wanderung durch die Königshainer Berge und in diesem Kamenzer Onlineshop (edit 24.01.2020: leider Offline, deshalb Link entfernt) einen Topo-Führer, der sonst längst vergriffen ist (eingedruckter Preis noch in DM!). Letztgenanntes Buch und eine geplante, jedoch nicht durchgeführte Wanderung der IG Stiegen- und Wanderfreunde war der Anlass für unsere Erkundungstour. Fortsetzung folgt (im nächsten Jahr)…

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