Goldsucher

Ein Gastbericht von Gunther Gans

Die folgende Schilderung basiert auf Gunthers Beschreibung einer Wanderung in der Sächsischen Schweiz. In leicht gekürzter Fassung und mit einigen Ergänzungen versehen, ist die Veröffentlichung ausdrücklich genehmigt.

gesperrt„Meine Freundin Hanna Habicht hatte mich zu einer Wanderung überredet. Normalerweise schaue ich am Wochenende lieber Fußball im Fernsehen, aber was macht man nicht alles, damit der Haussegen erhalten bleibt. Sie wollte unbedingt auf den Goldsteig. Vielleicht finden wir dort ein paar Körnchen des Edelmetalls. Wäre nicht schlecht so kurz vor Weihnachten. Wir fahren mit unserem leistungsstarken PKW ins Kirnitzschtal. Natürlich mit gedrosseltem Tempo. Bei den Straßenverhältnissen. Dann kommt uns plötzlich auch noch die Straßenbahn auf unserer Spur entgegen. So was hatte ich überhaupt noch nicht erlebt. An einer Mühle – Neumannmühle heißt die wohl, wenn ich mich noch recht erinnere – stellen wir den Wagen ab und laufen los. Dichter Nebel wabert durch das Tal. Überall sind zunächst in den Seitenwegen rot-weiße Bänder gespannt und die Wege damit versperrt. Das geht ja gut los. Hoffentlich hängt nicht vor dem Goldsteig auch so ein Band. Wir gehen die breite Straße immer weiter, kommen an einer geschlossenen Gaststätte vorbei und bleiben auf dem Weg. Auf meiner Wanderkarte hatte ich mir den Abzweig „Richterschlüchte“ vermerkt. Dort wollen wir hoch. „Schlüchte“? Komischer Name. Heißt doch Schlucht. Wahrscheinlich ein Druckfehler. Der Nebel wabert immer noch durch das Tal. Und wir gehen offensichtlich an der Schlucht oder Schlüchte vorbei. Immer geradeaus weiter. Jetzt finde ich mich auf der Karte nicht mehr zurecht. Komisch, alles nur noch weiß. Hat hier seit der letzten Eiszeit keiner mehr kartographiert? Zugegeben, so ganz neu ist die Karte nicht. Stammt noch aus dem VEB. Wir treffen auf lauter grüne Schilder. Darauf steht, dass man hier nur auf markierten Wegen gehen darf. Zum Glück finden wir einen solchen.

Wanderkarte zum Goldsteig Aussicht im Nebel verlaufen

Hier stehen lauter weiße Steine zur Markierung. Ziemlich dicht sogar. Da kann man sich nicht verlaufen. Wir gehen also immer der Steinmarkierung nach. Plötzlich reißt der Nebel kurz auf und wir schauen auf ein merkwürdiges Felsentor. Wenig später haben wir uns doch wieder verlaufen. Jetzt liegen plötzlich Bäume kreuz und quer über dem Wanderweg. Eigenartig, wie die nur auf so eng begrenztem Raum umgefallen sind. Da wird wohl ein Tornado durchgezogen sein. Die hinterlassen so eng begrenzte Verwüstungen.

Wegweiser Goldsteig Goldsteig Goldsteig

Wie froh waren wir, als uns endlich nach langen Irrungen und Wirrungen ein Schild den Weg in die Richterschlüchte wies. Jetzt fanden wir auch endlich den Goldsteig. Ein schöner Weg entlang mächtiger Felswände. An manchen waren ganz verrostete Ringe angebracht. Gold haben wir aber leider nicht gefunden, obwohl auf dem Schild doch ganz eindeutig Goldsteig steht. Nach vielen Stunden erreichten wir dann unser Auto (endlich) wieder. So eine anstrengende Wanderung werden wir sicher nicht noch einmal unternehmen. Falls doch, muss ich mir aber unbedingt eine neue Wanderkarte kaufen, eine die nicht plötzlich am Inlandeis endet.“

Nachtrag vom Betreiber der Website: Aus Urheberrechtsgründen wurde der Kartenausschnitt nur in einer Auflösung dargestellt, die genauere Hinweise auf die Karte verhindern (sollen). Welchen Weg Gunther und Hanna genommen haben, kann ich nicht sagen. In diesem Gebiet kenne ich mich wirklich nicht aus.

 

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