(K)ein Klettersteig?

Klettersteig

Klettersteig?

Im kürzlich erschienen Klettersteigführer „Steige und Stiegen in der Böhmischen Schweiz“ vom Heimatbuchverlag Michael Bellmann erweckte besonders die Beschreibung eines Steigs in der Nähe der ehemaligen Mühle Dolský Mlýn (Grundmühle) bei Vysoká Lípa (Hohenleipa) mein Interesse. Da ich das Gebiet noch nicht kannte, planten wir eine Rundwanderung um den Ort Hohenleipa. Neben dem als KS1 (also einfachem Klettersteig) eingestuften Weg wollten wir gleich noch den ebenfalls im Buch beschriebenen Kirchsteig und den Mühlsteig mit „erwandern“.

verbot1

Verboten? Jedenfalls kaum lesbar!

Erste Schwierigkeiten ergaben sich bereits beim Abstieg ins Tal der Kamenice (Kamnitz), denn der Kirchsteig wurde als gesperrt ausgewiesen. Allerdings hing unter dem offiziellen Schild des Nationalparks nur ein A4-Blatt mit dem von Hand geschriebenen Hinweis „vstup zakázán“. Davon wollten wir uns einfach nicht abschrecken lassen. Wie sich herausstellte, waren wohl in der Woche Baumfällarbeiten durchgeführt worden. Am Sonnabend sahen wir weder Waldarbeiter noch sonst irgendeinen Menschen auf dem sehr schönen Wanderweg in den tiefen Grund.

verbot2

Verboten!

Unten angekommen, wies uns ein diesmal offizielles Verbotsschild darauf hin, das der weitere Weg flussabwärts in die Zone I des Böhmischen Nationalparks führen würde, was verboten wäre. Im eingangs zitierten Klettersteigführer wird eine interessante Felsformation jenseits des Sperrschildes beschrieben. Ein deutlich erkennbarer Pfad wies Spuren häufigen Begehens auf. Da werden doch wohl nicht etwa Wanderer das Verbot ignorieren?

Flussaufwärts und damit „regelkonform“ geht es zunächst ganz gemütlich auf einem breiten Weg bis zur verfallenen Grundmühle. Dann sollte der spannende Abschnitt des Klettersteiges kommen. Dieser Abschnitt besteht allerdings nur aus einem vielleicht 15 Meter langen Steilaufstieg, der über Steinstufen zu überbrücken ist. Mächtige Eisenklammeren sollen der Sicherheit beim Aufstieg dienen. Ohne diese Eisen wäre der Weg wahrscheinlich wirklich spannend. Ein überdimensioniertes Holzgeländer hilft ganz Ängstlichen ihre Höhenangst an einer leicht ausgesetzten Passage zu bekämpfen. Zum Abschluss muss noch eine schräge Felsplatte überwunden werden. Tief eingelassene Stufen und ein stählerner Handlauf lassen den Abstieg nicht allzu schwer erscheinen.

1 - Klettersteig? 2 - Klettersteig? 3 - Klettersteig? 4 - Klettersteig?

Den Abschnitt des Flößersteigs in der Nähe der Ostrauer Mühle halte ich für schwieriger als die eben beschriebene Stiege. Am Flößersteig sind die Kettensicherungen zu Recht angebracht. Mit einem Klettersteig hat der Wanderweg entlang der Kamnitz wirklich nichts zu tun. Nun will ich das eingangs genannte Buch keinesfalls „verreißen“. Die beschriebenen Steige sind sehr interessant, wie übrigens auch der Mühlsteig, den wir als Aufstieg zurück nach Hohenleipa nutzten. Die Einstufungen nach Schwierigkeitsgraden kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Der Aufstieg zur ehemaligen Burg Falkenštejn (Falkenstein) bei Jetřichovice (Dittersbach) wird im gleichen Führer eine Stufe unterhalb des Weges an der Kamnitz eingeordnet. Das ist für mich verkehrte Welt. Oder ich habe die Systematik nicht verstanden.

Die Beschreibung einer interessanten Rundwanderung, die uns noch bis zum Malá Pravčická Brána (Kleinen Prebischtor) und zur Burg Šaunštejn (Schauenstein) führte, könnt ihr auf unserer Website nachlesen (natürlich wie immer mit vielen Bildern angereichert).

Dieser Beitrag wurde unter Über Stiegen und Steige abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu (K)ein Klettersteig?

  1. Arndt Noack sagt:

    Ja, diese „Ministiege“ an der Grundmühle kenne ich. Wirklich: kein Klettersteig, aber ein Weg, der dennoch Spaß macht. Und du hast ganz recht: der Aufstieg auf den Falkenstein ist da um Längen schwieriger, hier scheint der Autor wohl einen kleinen Fehlgriff getan zu haben. Den vielen Stahl am Kleinen Prebischtor konnte ich auch schon in Augenschein nehmen. Es ist ja nicht nur die Leiter, sondern auch die Plattform aus Trittblechen neu gebaut worden. Ich kann mir nur vorstellen, dass man auf diese Weise der Erosion des Sandsteins Einhalt gebieten wollte. Aber du sagst es ganz richtig: überdimensioniert. Der Aufstieg auf den Schauenstein soll nach Auskunft der böhmischen NPV übrigens auch ausgebaut worden sein. Das konnte ich aber bisher noch nicht in Augenschein nehmen.

Schreibe einen Kommentar zu Arndt Noack Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert