Wanderung: Brauneck (1556 m) - Latschenkopf (1712m)
- Achselköpfe (1707m) - Benediktenwand (1801 m) und
zurück
Geplant hatte ich die Benediktenwand als Einlauftour für
unsere viertägige Hüttenwanderung durch das
Karwendelgebirge. Deshalb der Start von der Bergstation
der Brauneckbahn. Dann sind es ja nicht mehr allzu viele
Höhenmeter bis zum Gipfel. Ein großer Irrtum, wie sich
herausstellen sollte. Ohne einen richtigen Blick auf die
Karte sollte man eben nie losgehen. Denn einen kurzen
Zustieg zur Benediktenwand gibt es nicht. Im ständigen
bergauf und bergab sind auch vom Gipfel des Brauneck
über den Latschenkopf und die Achselköpfe einige
Höhenmeter zu überwinden und der Übergang über die
Achselköpfe sollte nicht unterschätzt werden. Aber der
Reihe nach.
Mit der
Wanderkarte „Bad Tölz – Lenggries und
Umgebung“, Maßstab 1:25.000, Publicpress-Verlag im
Rucksack fahren wir einen Tag nach unserer Ankunft in
Lenggries mit der Gondelbahn auf den Gipfel des
Braunecks. Da haben wir ja schon mal 800 Höhenmeter
überwunden dachte ich mir so. Stimmt ja auch, ist aber
eben nur die halbe Wahrheit. In Hochstimmung des schönen
Wetters und der guten Fernsicht wegen laufen wir los.
Wohin eigentlich. Viele Wege führen nach Rom, auch
Richtung Benediktenwand. Schauen wir doch mal auf die
Karte.
Also
absteigen wollen wir jetzt nicht gleich wieder. Deshalb
wählen wir den Weg über den Kamm. Er führt in westlicher
Richtung über einen breiten Rücken zum Stangeneck und
schließlich auf den Latschenkopf mit dem großen
Gipfelkreuz. Wir stehen jetzt immerhin schon 1712 Meter
über Meeresspiegelhöhe und haben (theoretisch) nur noch
knapp hundert Höhenmeter zu bewältigen. Vor uns sehen
wir nun schon deutlich den markanten Grat der
Benediktenwand. Aber zunächst geht es bergab. Bald
gelangen wir zu einer Wegkreuzung, an der wir uns
entscheiden müssen: über die Achselköpfe oder die
„leichte Umgehung“. Die Umgehung führt allerdings steil
bergab. Wir wollen doch aber nach oben, sind noch frisch
bei Kräften und ein auf der Karte „gepunkteter Weg“ und
der Hinweis, dass es hier schwierig werden soll, kann
uns doch nicht abschrecken. Den ersten Achselkopf
erklimmen wir dann auch recht leicht. Ein Stahlleiter,
die ihre besten Tage vor einigen Jahrzehnten hatte,
hilft uns bei der Überwindung einer Felsstufe. Dann wird
es allerding ungemütlich. Es geht steil bergab.
Eigentlich sind die Abstiege in den Achselköpfen nicht
so schwierig, es hatte aber an den Tagen zuvor
ordentlich geregnet und die schattigen Hänge waren
deshalb noch sehr feucht. Also Vorsicht. Es folgen in
ständigem Auf- und Abstieg noch einige ausgesetzte und
mit Drahtseilen versicherte Passagen, ehe wir den
höchsten Punkt der (vier?) Achselköpfe auf 1707 m
erreichen. Nun geht es nochmals richtig steil bergab.
Und gerade hier kommen uns einige Wanderer entgegen.
Denn wir wissen ja: „In den Bayerischen Voralpen bist du
nie allein“. Mit gegenseitiger Rücksichtnahme meistern
wir die Passage und gelangen zu einer Wegkreuzung. Hier
kann man sich entscheiden, ob man zur Benediktenwand
aufsteigen möchte oder diese umgehen will. Also ich will
schon - aufsteigen...
Es geht bergan bis zu einem Sattel direkt unter der
Benediktenwand. Wir diskutieren ein bisschen über unsere
„Einlauftour“ die sich mittlerweile als eine
ausgewachsene Bergwanderung entpuppt hatte. Ich gehe
allein weiter zum Gipfel, der von hier aus in ca. 40
Minuten zu erreichen sein soll. Das hat nur den
Nachteil, dass es auf den Bildern zum Gipfelanstieg
keine Menschen zu sehen gibt und es damit für den
Betrachter schwierig wird, die Größenverhältnisse in der
Natur einzuschätzen (also mir geht es zumindest immer
so). Ich werde doch aber bestimmt andere Wanderer
unterwegs sehen. Falsch gedacht. Die meisten Leute
wählen wohl den Aufstieg über die Tutzinger Hütte, der
wahrscheinlich etwas einfacher ist. Das erste Stück
meines Aufstiegs über die Ostkante ist recht steil und
mit einem Stahlseil gesichert.
Nachdem
diese Passage überwunden ist, wird der Weg aber deutlich
entspannter. Nur noch eine zweite kurze gesicherte
Passage und eine etwas ausgesetzte Stelle folgen, ehe
das Gipfelkreuz in Sicht kommt. In dreißig
Minuten stehe ich am Gipfelkreuz, neben mir mindestens
zwanzig andere Wanderer (also die meisten sitzen schon
und machen gerade ihre Mittagsrast). Leider ziehen
gerade Wolken auf. Schade, heute gibt es keine
Fernsicht. Dann werde ich die Rast eben an unserem
Treffpunkt unterhalb des Gipfelaufstiegs einlegen. Es
geht den gleichen Weg zurück. Nach reichlich einer
Stunde bin ich wieder auf dem Sattel, an dem wir uns getrennt
hatten. Wir legen nun unsere Mittagspause ein. Und jetzt
kommen immer wieder Wanderer, die wie ich den Aufstieg
über die Ostkante in Angriff nehmen. Zu spät für mich,
um ein Foto im Steilstück zu „schießen“. Na ja, man kann
nicht alles haben.
Für den Rückweg wählen wir die „leichte Umgehung“ der
Achselköpfe. Leicht ist gut, es geht über hundert
Höhenmeter bergab. Die müssen wir dann auf steilem Pfad
wieder bis unterhalb des Latschenkopfs aufsteigen. Eine
wirklich schweißtreibende Angelegenheit. Damit wir den
Rückweg nicht auf dem gleichen Pfad wie den Hinweg
laufen, umgehen wir den Latschenkopf und gelangen über
die Stiealm und die Tölzer Hütte schließlich
wieder zur Bergstation der Brauneckbahn. Mit
dieser fahren wir talwärts und gelangen so schließlich
an unser geparktes Auto.
Nach etwa 6 Stunden Gehzeit hatten wir uns nun aber so
richtig für die am nächsten Tag beginnende
Karwendel-Hüttentour eingelaufen. Schöne Eindrücke
der Wanderung vermitteln einige
Bilder. |