Ausgangspunkte für
unsere Wanderungen im Jotunheimen waren die Orte Lom mit
der berühmten Stabkirche und Tyin. Von Lom aus
unternahmen wir die beiden spektakulärsten Touren
unseres Norwegenaufenthaltes zum Galdhöppigen und zum
Besseggengrat.
Galdhöpiggen -
2469 m:
Zum höchsten Gipfel Nordeuropas - das musste sein. Für
den Aufstieg auf den Galdhöpiggen gibt es zwei
bevorzugte Routen, von Spiterstulen (Berghotel) oder von
der Juvasshytta über den Gletscher Styggebreen. Von der
Juvasshytta sind weniger Höhenmeter zu bewältigen, aber
dafür muss man für die Gletscherüberquerung einen
Bergführer mieten. Wir wählten diese Route
(Gesamtgehzeit etwa 5 Stunden).
Zunächst verläuft der Anstieg über ein leicht
ansteigendes Geröllfeld bis an den Rand des Gletschers.
Dort werden die "Gipfelstürmer" auf Seilschaften
aufgeteilt. Wir waren mit 90 (! - trotz Nachsaison)
Leuten in drei Seilschaften unterwegs. Wie eine
Perlenschnur bewegt sich die Kette über den Gletscher.
Vorsicht ist durchaus angebracht. Auf dem Rückweg hatten
wir Schneefall und teilweise nur wenige Meter
Sichtweite. Zwei unserer Bergführer am Anfang der
Seilschaften brachen in kleine Gletscherspalten ein.
Also keinesfalls ohne Gletschererfahrung allein
losgehen.
Nach dem Gletscher wurde wieder "abgeseilt" und jeder
erklimmt dann den Gipfel allein. Der relativ steile
Aufstieg erfordert einige Kondition, zumal wenn es
schneit und ein kräftiger Wind bläst, wie bei uns.
Leider hatten wir auf dem Gipfel diesmal keine Sicht.
Obwohl die Sonne verzweifelt kämpfte, die Wolkendecke
riss nicht auf. Erst an der Juvasshütte schien sie
wieder bei der Rückankunft. Ein großes Erlebnis war es
trotzdem (auch trotz des von uns ungeliebten
Massentourismus).
Peer-Gynt-Weg
über den Besseggen-Grat:
Den Besseggen machte Ibsen berühmt, indem er seinen
Helden Peer Gynt in einem wilden Ritt über ihn schickte.
Der schroffe Grat ist ein Erlebnis, aber keineswegs so
gefährlich, wie Ibsens Held im Drama vorgibt. Jährlich
gehen tausende Norweger diesen Weg, von einem
Absturz ist bisher nichts bekannt. Ende August
begegneten wir nur ganz wenigen Wanderern, die in
entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Den Grat
hatten wir für uns ganz allein.
Wenn man die Tour plant, steht als erstes die Frage nach
der Gehrichtung. Prinzipiell kann man zwar eine
Rundwanderung unternehmen (von Gjendesheim über den Grat
und am Seeufer des Gjende zurück), diese dauert dann
allerdings ca. 10 Stunden - reine Gehzeit! Deshalb
ziehen viele die Möglichkeit vor, auf dem See mit dem
Schiff von Gjendesheim nach Memurubu zu fahren (dorthin
gibt es keine Straße) und dann über den Grat zurück nach
Gjendesheim zum Auto zu laufen. So wollten wir es
eigentlich auch machen. Ein recht heftiger Wind mit
verbundenem starken Wellengang auf dem Gjendesee ließ
uns die pünktliche Abfahrt des Schiffes fraglich
erscheinen. Wir liefen also von Gjendesheim Richtung
Memurubu und hatten Glück, da das Schiff doch fuhr und
uns am Nachmittag von Memurubu wieder zurück mitnahm.
Von Gjendesheim beginnt der Aufstieg recht steil. Wir
mussten über 750 Meter am Stück bis zum Veslefjellet
(1743 m) aufsteigen. Von dort ist es bis zum
Besseggen-Grat nicht mehr sehr weit. Unsere gewählte
Gehrichtung hatte den Vorteil, dass wir ständig das
grandiose Bergpanorama des Jotunheimen vor uns sahen und
den Grat absteigen konnten. Nach dem Abstieg vom
Besseggen zum Bessvatnet-See liegt noch ein kleinerer
Anstieg vor dem Wanderer, bevor es dann etwa zwei
Stunden abwärts nach Memurubu geht. Die gesamte Tour
dauert etwa 6 Stunden (reine Gehzeit). Wer es in diese
Richtung wagt, sollte rechtzeitig von Gjendesheim
losgehen und sich nach der Abfahrt des letzten Schiffes
von Memurubu erkundigen.
Höhepunkte unserer Wanderungen von Tyin aus waren
die Begegnungen mit frei lebenden
Rentieren und
herrliche Fernsichten ins
Hurrungane-Massiv
und Jotunheimen. Abschließend besuchten wir noch den
Vettisfossen, Norwegens Wasserfall mit der größten
Fallhöhe - 270 Meter.
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