Der neue Klettersteigführer

Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz – 140 spannende Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz – Michael Bellmann, Heimatbuchverlag

klettersteigfuehrer1Noch ein Klettersteig- oder Stiegenführer für die Sächsische Schweiz? Es gibt doch schon jede Menge davon. Da findet sich bestimmt keine Steiganlage mehr, die nicht schon in einem anderen Buch veröffentlicht wurde! Nachgezählt und verglichen habe ich nicht, trotzdem für mich einige neue Stiegen gefunden. Oder sind das vielleicht nur andere Namen? Zum Teil schon, wahrscheinlich aber durchaus mit Berechtigung. Ich werde jetzt nicht auf Stufenreihen eingehen, die bequem von A nach B führen sondern auf wenige der für mich exponierten Anlagen. Einige davon bleiben allerdings nur dem „richtigen“ Kletterer vorbehalten. Dem „normalen Wanderer“ rate ich dringend ab, sich hier zu versuchen. Mit einer Ausnahme sind die nachfolgend kurz beschriebenen Aufstiege für den nicht Ortskundigen ohnehin unauffindbar. Das ist auch gleich ein kleiner Kritikpunkt am Buch: Die Beschreibungen zum Zugang der Steiganlagen sind oft arg kurz geraten, die winzig kleinen Kartenausschnitte sind nur bedingt hilfreich beim Auffinden des Ausgangspunktes. Aber vielleicht ist das ja auch Absicht. Und damit gar nicht mal so schlecht.

klettersteigfuehrer2MardertelleAls ich zuerst das Register des Buches aufmerksam durchlas, blieb mein Blick sofort auf der Mardertelle hängen. Hier gibt es jene verlockende Stufenreihe, die jedes Jahr tausende und aber tausende Besucher auf der Basteibrücke vor sich sehen und sich vielleicht fragen: Wie komme ich dahin? Um es gleich vorweg zu nehmen: „Überhaupt nicht!“ Um zur Stufenreihe zu gelangen, muss man einen Teil des Kletterweges ‚Mardertelle‘ (II) an der Steinschleuder gehen – siehe dazu auch einige Meinungen der Kletterer…

Da gilt wohl eher in Abwandlung des schon etwas älteren Werbesprungs: „Anschauen (von der Basteibrücke aus), nicht anfassen (die Stufenreihe)“.

Findet man die Mardertelle an der Bastei sehr schnell, sieht es mit dem Eisenklammernweg am Mittleren Torstein ganz anders aus. Auch bei dieser „Stiege“ handelt es sich um einen Kletterweg II. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, überhaupt erst einmal zu den Klammern zu gelangen. Hier gilt also nicht mal das „Anschauen“, da ich keinen Standort kenne, der leicht zu erreichen wäre, um sich den Aufstieg anzusehen.

Der Aufstieg zum Frühstücksplatz durch die Sandreiße ist ebenfalls nur etwas für Hartgesottene. Ungesichert hat man an einer ausgesetzten Stelle so viele Meter Luft unter dem A…, dass man keine Nähmaschine bekommen möchte. Mit dem Rucksack auf dem Rücken, stand mir hier schon einmal richtig der Schweiß auf der Stirn. Für mich gilt: Wer nicht wenigstens ein II free solo klettern kann, sollte das Unternehmen nur mit Vorsteiger und gesichert beginnen.

fluchtwandstiegeÄhnliches ist zur Fluchtwandstiege zu sagen. Diese ist ein Teil des AW an der Fluchtwand (Achtung derzeit Horstschutz im Gebiet). Man sollte sich ungesichert nur heranwagen, wenn man an anderen Kletterfelsen schon free solo wenigstens eine I geklettert ist (damit meine ich aber nicht den AW auf den Honigstein oder den AW am Castello).

Was ich noch nicht wusste: Vom Frühstücksplatz geht es noch ein Stück weiter zur sogenannten „Schwedenhütte“. Na das ist doch mal wieder ein Projekt für diesen Sommer.

Gleich noch ein zweites Projekt für uns: der Angelasteig am Großen Bärenstein. Der ist zwar schon im Sandsteinfreundebuch beschrieben, aber hier gibt es noch ein paar zusätzliche Hinweise.

Damit komme ich zum Schluss der kleinen und natürlich nur einen kurzen Abriss bildenden Betrachtung: zur Namensgebung einiger Stiegen.

Michael Bellmann führt zwei Beispiele an, die ich gern auch auf meiner Website publiziere.

Wolfsfalle-5Die Sache mit der Wolfsfalle – Zitat: „… wird für diese Steiganlage … die Bezeichnung „Wolfsfalle“ verwendet, was sicher auf einem Irrtum beruht. … Über der Oberen Affensteinpromenade erhebt sich der gleichnamige Kletterfelsen, dessen Namen man auf die Stiege übertrug. Hierzu muss man allerdings wissen, dass der Gipfel von seinen Erstbesteigern 1966 als „Wolfswand“ benannt wurde. … wegen Namensdoppelung von der zuständigen Gipfelkommission … umgetauft.“ Der Bau der Steiganlage ist viel älter, wurde wahrscheinlich in Privatinitiative vorgenommen und leider ist kein Name überliefert. Der Name „Wolfsfalle“ geht wohl auf den Inhaber und Autor des Stiegenbuchverlags zurück, der diesen Aufstieg in seinem Band II „Der Weg ist das Ziel“ so benannte. Mein Vorschlag zur Benennung: „alte Stiege zur Wolfsfalle“.

Der Dreistegensteig – Zitat: „… auffindbaren Bezeichnungen „die drey Steege“ (1777), Drey-Steege (1882) und der bis ins 20. Jahrhundert hinein verwendete „Dreistegensteig“…handelte es sich um drei Stege, die einst die Kirnitzsch überspannten. … Der Dreistegensteig wurde fälschlicherweise mundartlich zum „Drei-Steige-Steg“ oder „Dreisteigensteig“ verändert.“ Klingt für mich sehr plausibel. Über den eigenartigen Namen „Dreisteigensteig“ hatte ich mich schon immer gewundert, aber nie tiefgründiger nachgeforscht.

Fazit: Ein für Insider sehr empfehlenswertes Buch. Voraussetzung ist allerdings – zumindest bei einigen Steiganlagen -, dass man sich in der Sächsischen Schweiz gut auskennt und die Hinweise zur Kletterausrüstung befolgt (siehe oben). Bleibt zum Abschluss natürlich noch der Hinweis auf eine mögliche Bezugsquelle und den Preis: www.heimatbuchverlag.de, ISBN 978-3-937537-45-0, 192 Seiten (Format: 19×13 cm), Preis: 12,90 €.

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